Jeder, der Anfang des Jahres auf diese Konstellation gewettet hätte, wäre wohl für verrückt erklärt worden. Eine Mehrheit, der auf frankophoner Seite nur eine Partei angehört, die noch dazu gerade einmal rund ein Viertel der Wähler im südlichen Landesteil repräsentiert - nicht umsonst hatten Beobachter diese Konstellation liebevoll als "Kamikaze-Koalition" bezeichnet.
Aber am 11. Oktober kurz nach 10 Uhr war es soweit: Charles Michel legte vor König Philippe den Eid auf die Verfassung ab. Die so genannte Schwedische Koalition aus N-VA, MR, CD&V und OpenVLD war eine Tatsache.
Die "Mutter aller Wahlen" war aber zunächst die "Mutter aller Pannen". Die Software zur Auswertung der Computerwahl war fehlerhaft. Tagelang musste auch die DG auf die amtlichen Endergebnisse warten, am Ende wurden sogar einige Wahlkarten annulliert.
Das Jahr eingeläutet hatte die Sechste Staatsreform. Am 6. Januar wurden die entsprechenden Gesetzestexte von König Philippe gegengezeichnet und dann höchst feierlich den Ministerpräsidenten der Regionen und Gemeinschaften überreicht. "Wir haben eine tiefgreifende Reform versprochen", sagte Premierminister Elio di Rupo. "Und die acht beteiligten Parteien haben es geschafft".
Gedenkjahr 2014
Das Jahr 2014 stand im Zeichen des Gedenkens an den Ersten Weltkrieg. Am 4. August jährte sich zum 100. Mal der Beginn der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts". Zur Auftaktveranstaltung in Cointe kamen Vertreter aus 83 Ländern. Zu Belgiens berühmtesten Gästen zählte auch US-Präsident Barack Obama.
Als "Wort des Jahres" würde in Belgien wohl entweder "Blackout" oder "Generalstreik" das Rennen machen. Verabschieden musste sich Belgien 2014 von Königin Fabiola und von den Altpremierministern Jean-Luc Dehaene und Leo Tindemans. Für Bestürzung sorgte auch der Tod der 14-jährigen Béatrice Berlaimont.
Außerdem Thema im Jahresrückblick: die Fußball-WM der Roten Teufel, der Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel, der drastische Umstrukturierungsplan des Traditionsunternehmens Delhaize, die Sterbehilfe für Minderjährige und das Panda-Fieber in Mons.
2014 ist aber auch das Jahr, in dem das Ebola-Virus Angst und Schrecken verbreitet. Und das Jahr, in dem der Krieg wieder nach Europa kam - auch auf den Ukraine-Konflikt, Flug MH17 und die Sanktionen gegen Russland blickt das BRF-Studio Brüssel zurück.
Bild: Jasper Jacobs (belga)