Im Alter von 92 Jahren ist Staatsminister Leo Tindemans gestorben. Er war schon seit längerer Zeit gesundheitlich angeschlagen. Im letzten Jahr war er nicht mehr in der Lage, an dem Begräbnis seines Weggefährten Wilfried Martens teilzunehmen.
Leo Tindemans wurde am 16. April 1922 in Zwijndrecht in der Provinz Antwerpen geboren. Er studierte unter anderem Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und lehrte als Professor an der Katholischen Universität Leuven.
Im Jahr 1961 wurde er Abgeordneter in der Kammer für die christdemokratische Partei CVP, die Vorläuferpartei der CD&V. Er war auch eine Zeit lang Bürgermeister von Edegem.
Tindemans machte eine steile politische Karriere. Als Landwirtschaftsminister setzte er sich für ein Verbot des Vogelfangs ein.
Zwischen 1974 und 1978 führte Tindemans zwei belgische Regierungen als Premierminister an. In dieser Zeit gab es in Belgien viele Probleme, sowohl in wirtschaftlicher als auch in gemeinschaftspolitischer Hinsicht. Am 11. Oktober 1978 trat er von seinem Amt als Premierminister zurück.
Danach holte er bei den Europawahlen im Jahr 1979 fast eine Million Vorzugsstimmen. Von 1979 bis 1981 war er Vorsitzender der CVP, von 1981 bis 1989 Außenminister.
1992 wurde Tindemans zum Staatsminister ernannt. Er zog sich 1999 aus der aktiven Politik zurück.
Leo Tindemans ist einer der Väter vom Belgien der drei Gemeinschaften - eine Vorstellung, die Anfang der 1970er Jahre völlig neu war. Auch in Eupen hatte Tindemans eine große Rolle gespielt, als er den Deutschsprachigen seine Hilfe anbot, die Kulturautonomie zu gewinnen und diese mit dem Ausruf "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott" aufforderte, selbst aktiv zu werden.
belga/est/fs - Archivbilder: Belga