47 Aufzüge, 33 Konferenzsäle, 880 Besprechungsräume: Sein Gigantismus hat dem heutigen Berlaymont-Gebäude den Namen „Berlaymonster“ eingebracht. Wegen der 1500 Tonnen Asbest, die hier einst verbaut worden sind, blieb das Gebäude 13 Jahre geschlossen.
Bis 1962 stand an diesem Platz ein Frauenkloster des Augustinerordens, der "Couvent des Dames de Berlaymont". Die 300-jährige Geschichte des Konvents der Damen von Berlaymont gleicht einem wahren Exodus: Mehrfach musste das Kloster innerhalb der Stadt umziehen, bis es schließlich in Waterloo ansässig wurde.
Ordensschwester Marguerite Miermans, heute 93 Jahre alt, erinnert sich noch daran, wie sie vor 52 Jahren mit ihren Mit-Schwestern das Kloster verlassen musste. Die neuen EU-Institutionen brauchten Platz. "Und der belgische Staat tat alles, um zur Hauptstadt Europas zu werden", erklärt der Historiker Jean Houssiou vom Brüsseler Stadtarchiv. Hinzu kam der wachsende Druck durch Immobilienspekulationen.
Heute ist das Berlaymont ein modernes Bürogebäude. Von der Geschichte ist nichts mehr zu sehen. An die Schwestern erinnert nur noch der Name "Berlaymont", der auf die Gründerin des Klosters zurückgeht: Marguerite de Lalaing, die aus dem französischen Berlaimont stammte.
ire/km - Bild: Johanna Geron (belga)