Mit einer lautstarken Aktion haben die Menschen in Genk am Donnerstag die endgültige Schließung der dortigen Ford-Fabrik begleitet. Um 12:30 Uhr waren in der limburgischen Stadt, aber auch in anderen Teilen der Provinz Sirenengeheul, Autohupen und Glockengeläut zu hören.
Es war ein schwerer Tag für alle. Die Ford-Mitarbeiter waren auf dem Weg zur letzten Schicht. Es war offiziell der letzte Produktionstag im Ford-Werk von Genk. Nach 51 Jahren war kurz vor sechs Uhr die letzte Frühschicht an die Arbeit gegangen. Der letzte Wagen des Modells Galaxy war am Mittwochmittag zusammengebaut worden.
Einige hundert Arbeiter waren am Donnerstag noch in die Fabrik gekommen, um die letzten Fahrzeuge zu überprüfen und für den Abtransport vorzubereiten. Manche haben ihr halbes Leben hier gearbeitet. Die Hoffnung auf einen neuen Job haben viele aufgegeben. Vor allem die Älteren. Es ist das Drama eines angekündigten Todes.
Wir blicken zurück
Vor über 50 Jahren war das Werk eröffnet worden. 2012 kam die überraschende Mitteilung aus dem Ford-Mutterhaus in Detroit, dass man Genk Ende 2014 dichtmachen wird. Es folgte eine außerordentliche Betriebsratssitzung am 24. Oktober 2012. Anschließend traten die Gewerkschaften vor die Mitarbeiter.
Genks Bürgermeister Wim Dries und vielen Menschen hat sich dieser 24. Oktober tief ins Gedächtnis gegraben. Ford habe Arbeit und Wohlstand gebracht. Jetzt gelte es, diesen Schicksalschlag in etwas Positives umzukehren, so wie bei den Minenschließungen. Man müsse jetzt gemeinsam an der Zukunft Genks und Limburgs arbeiten.
Seit zwei Jahren ist man auf der fieberhaften Suche nach einem Übernahmekandidaten. Und das ist nicht einfach. Einige hat es aufgrund der hohen belgischen Lohnkosten in die Niederlande gezogen. Flanderns Arbeitsminister Philippe Muyters (N-VA) führt aktuell auch Verhandlungen. Doch Namen will er nicht nennen. Das müsse diskret behandelt werden. Erst wenn alles unter Dach und Fach ist, könne man an die Öffentlichkeit.
Stadt, Provinz, Region. Auf allen Ebenen versucht man Investoren anzulocken. Vereinzelte Erfolge sind schon zu verzeichnen. IKEA baut eine neue Filiale in Hasselt, Nike vergrößert sich, genauso wie das Gefängnis in Leopoldsburg. Doch das sind alles in allem nur einige hundert Jobs, maximal Tausend. Das reicht nicht um den Verlust von 6.000 Arbeitplätzen zu verkraften. Es ist und bleibt ein schwerer Schlag für die Region, sagt Bürgermeister Dries.
Insgesamt wurden in Genk rund 14 Millionen Autos gefertigt. In den kommenden sechs Monaten werden noch 300 Arbeiter damit beschäftigt sein, die Fabrik zu demontieren. Was mit den Menschen passiert, ist noch mehr als unklar. Nur eines ist gewiss. Heute ist ein weiteres Kapitel belgischer Industriegeschichte zu Ende gegangen.
belga/vrt/jp/mh/vk - Bild: Ford (belga)
Alls alter mitarbeiter des Werkes Saarlouis ( über 40 Jahre),jetzt in Alterteizeit, kann ich euch gut Verstehen.Traurige Weinachten für euch,ich dänke an die ganze Belegschaft, zeit tapffer
Mein Mitgefühl gilt allen betroffenen Ford Genk Mitarbeitern, die von der anstehenden Schließung des Werkes betroffen sind und hoffe, sie werden entsprechend entschädigt und finden bald eine neue Arbeitsstelle.
Als Ingenieur der Abteilung Einrichtungsrechnik vom Stammwerk Ford Köln war ich 1964 beim Bau der ersten elektrostatischen Lackierstrasse für PKW Karossen im Werk Ford Genk tätig und habe herzliche Kontakte zu belg. Kollegen knüpfen können.