Die Affäre um lukrative Steuervorteile für internationale Großkonzerne in Luxemburg zieht weitere Kreise. 37 weitere Top-Unternehmen haben von Absprachen mit den Finanzbehörden profitiert, wie mehrere Zeitungen am Mittwoch berichten.
Die Konzerne haben sich zum Teil Steuerraten von weniger als einem Prozent auf die nach Luxemburg gelagerten Unternehmen zusichern lassen. Dazu gehören unter anderem Skype, Disney, die Parfümeriekette Paris XL und der Zugbauer Bombardier, der auch eine Niederlassung in Brügge hat.
Der kanadische Zug- und Flugzeugbauer hat Milliarden über eine Briefkastenfirma nach Luxemburg geschleust. In einem Jahr machte er einen Gewinn von 250 Millionen Euro - darauf zahlte er dann sage und schreibe 2500 Euro an Steuern. Für Belgien ist das besonders bitter, wenn man bedenkt, wie sehr die Föderalregierung und die flämische Regierung dem Konzern Honig um den Bart geschmiert haben, damit er seinen Standort in Brügge beibehält.
Im November waren über 500 solcher "Rulings" (Steuerdeals) bekannt geworden. Buhmann war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Jetzt kam ans Licht: Auch die anderen großen Wirtschaftprüferfirmen KPMG, Deloitte und Ernest&Young waren involviert. Und nicht nur das: Auch kleine Anwaltsbüros konnten solche Deals für ihre Kunden abschließen. Und das Ganze läuft nicht erst seit Kurzem so, sondern seit mindestens zehn Jahren.
Finanzminister Johan van Overtveldt (N-VA) ist schon aktiv geworden. Direkt nach der ersten LuxLeaks-Affäre im November hatte er bei seinem luxemburgischen Amtskollegen angeklopft und um Aufklärung gebeten. Und am Dienstag kam dann das formelle Einverständnis: Im Januar sollen die Namen in Brüssel sein.
Die Firmen, die ihre Gewinne vor dem belgischen Fiskus verstecken konnten, können am Ende doch noch zur Kasse gebeten werden. Die Verjährungsfristen könnten von drei auf fünf oder sechs Jahre angehoben werden. Die entzogenen Gewinne würden dann zu den belgischen Gewinnen addiert und dann mit 34 Prozent besteuert, sagt Luc De Broe, Professor für Steuerrecht an der Katholischen Universität Löwen im Interview mit der VRT.
Die Luxemburger Regierung erklärte, man werde künftig betroffene Länder verstärkt informieren. Berichte über Steuertricks sind vor allem für den neuen Chef der EU-Kommission Jean-Claude Juncker ein Problem, weil er im Großherzogtum lange Premier und Finanzminister war.
vrt/est/vk - Archivbild: BRF Fernsehen