Königin Fabiola ist tot – Ein Nachruf

Am 15. Dezember 1960 ändert sich ihr Leben grundlegend: Doña Fabiola de Mora y Aragón heiratet Baudouin, König der Belgier. Als das Paar sich in der Brüsseler Kathedrale das das Ja-Wort gibt, weichen beide vom Protokoll ab: Fabiola duzt den Mann, mit dem sie über 30 Jahre lang eine innige und aufrechte Liebe verbinden wird.

Fabiola kam am 11. Juni 1928 in Madrid zur Welt, als drittes von insgesamt sieben Kindern einer alten spanischen Adelsfamilie. Früh entwickelt sie ein tiefgehendes soziales Engagement: Sie absolviert eine Ausbildung zur Krankenpflegerin und arbeitet in einem Madrider Krankenhaus.

Bis sie König Baudouin von Belgien kennen lernt, der bis dahin zuweilen der "Roi triste" genannt wurde, der traurige König. Zusammengebracht hat die beiden offenbar die Katholische Kirche, und zwar sowohl im direkten als auch im übertragenen Sinne. Arrangiert wurde das erste Treffen nämlich von keinem geringeren als dem damaligen Kardinal Suenens.

Der hat dabei, wie sich schnell zeigen sollte, ein glückliches Händchen bewiesen. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagte Königin Fabiola schon in ihrer Dankesansprache nach der Hochzeit 1960. Das gelte aber auch für ihre Beziehung zu ihrer neuen Heimat, wo sie sehr herzlich empfangen worden sei. "Liebe Mitbürger, lasst mich euch für eure Herzlichkeit danken. Ich glaube, wir haben uns vom ersten Tag an verstanden und geliebt. Danke für die Sonne eurer Zuneigung. Danke für den unvergesslichen Empfang. Jetzt gehören mein Herz und mein Leben nicht nur meinem Ehegatten, sondern euch allen."

Fabiola hat zweifellos die Sonne ins Leben des "Traurigen Königs" gebracht. Für jeden war gleich offensichtlich, dass das Paar prächtig harmonierte - nicht zuletzt, weil Baudouin und Fabiola eben auch ihren tiefen Glauben an Gott teilten. In diesem Zusammenhang werden Kritiker immer wieder monieren, Fabiola übe einen zu großen Einfluss auf ihren Mann aus.

Am 31. Juli 1993 nimmt Fabiolas Leben eine neue entscheidende Wendung. Im spanischen Motril erliegt König Baudouin plötzlich und völlig unerwartet einer Herzattacke. Bei seiner Beerdigung beeindruckt Fabiola durch die Würde, mit der sie den unsagbaren Schmerz erträgt. Sie trägt ein weißes Kleid, als Zeichen der Hoffnung.

Nach dem Tod ihres Gatten zieht sich Fabiola zurück. Sie behält den Titel "Königin", überlässt aber dem neuen Königspaar Albert und Paola das Feld. Im Stillen führt sie ihr soziales und kulturelles Engagement fort. Anlässlich ihres 70. Geburtstages, gibt die Königin insbesondere der Jugend einige Betrachtungen mit auf den Weg, aus denen noch einmal ihr tiefer Glaube spricht.

"Ich glaube, es gibt tausend verschiedene Arten zu lieben. Und je mehr wir diese schöne und wesentliche Kunst entdecken, desto besser werden wir verstehen, dass Lieben dienen ist. Erst an die anderen denken und seine Ängste vergessen, teilen und Freude bereiten, ohne jemals aufzugeben ... sobald wir diese innere Kraft erfahren, die stärker ist als jede der Waffen und nach dem Tode weiterlebt, dann erkennen wir den Sinn unseres Lebens." (Die ganze Passage auf Deutsch ist unten im Player nachzuhören)

Fabiola lagen die Jugend und vor allem Kinder besonders am Herzen. Umso mehr, als der Wunsch nach eigenen Kindern ihr und ihrem Mann verwehrt blieb. Ein sehr trauriges und schwieriges Kapitel im Leben der Königin, wie sie vor einiger Zeit eingeräumt hat. Doch all diese Prüfungen, sogar der Tod ihres geliebten Gatten, haben diese Frau nicht ruhen lassen und haben ihr nicht den Lebenswillen genommen.

Und auch wenn ihre Popularität in den letzten Jahren gelitten hat, unter anderem nachdem bekannt geworden war, dass sie über eine Reihe von Stiftungen der Erbschaftssteuer entgehen wollte - sie selbst hat immer eine innige Beziehung mit dem Land und seinen Bürgern verbunden. "Dass Belgien mir ans Herz gewachsen ist, habe ich Ihnen zu verdanken."

Bilder: AFP, Belga-Archiv