Am Morgen haben die ersten der angekündigten vier Montagsstreiks begonnen. In den Provinzen Antwerpen, Limburg, Hennegau und Luxemburg blockieren Vertreter der Gewerkschaften Zufahrtsstraßen, Häfen, Busse, Geschäfte und Schulen.
Auch mehrere Verteilerzentren der Post sowie Krankenhäuser und Gefängnisse werden bestreikt. Vertreter der Gewerkschaften verteilen in allen Provinzen Flugblätter, in denen die Gründe für die Protestaktion dargestellt werden.
Nah- und Fernverkehr betroffen
In allen vier Provinzen fahren so gut wie keine Züge und Nahverkehrsbusse. Der Streik im Zugverkehr wird nach Einschätzung von Infrabel im ganzen Land für Verzögerungen sorgen. Am Bahnhof von Welkenraedt haben zwei Zugbegleiter angekündigt, ihren Dienst nicht anzutreten. Die SNCB rät allen Pendlern, sich nach Alternativen umzusehen. Im Internet, auf Infotafeln und über Twitter sollen die Reisenden auf den neuesten Stand gebracht werden.
Autofahrer auf dem Weg von Namur oder Mons nach Brüssel brauchten im morgendlichen Berufsverkehr bis zu eine Stunde mehr Fahrzeit. Auch Unternehmen werden bestreikt, so etwa die Automobilfabrik Ford in Genk und deren Zulieferer. Passagiere am Flughafen Charleroi müssen zu Fuß zur Abflughalle laufen, da Gewerkschafter zwei Kreuzungen zum Airport und die Parkplätze blockieren.
Bereits am Sonntag kam der komplette Zugverkehr zwischen Hennegau und Brüssel gegen 22:30 Uhr zum Erliegen, als die Gewerkschaften die Abfahrt von den großen Bahnhöfen verhinderten. In Flandern, Antwerpen und Limburg kam es ebenfalls zu Störungen. Am Antwerpener Hauptbahnhof lief schon vor 22:00 Uhr gar nichts mehr.
Polizei in Antwerpen gerüstet
In Antwerpen steht die Polizei am Montag bereit, um Krawalle der streikenden Hafenarbeiter zu unterbinden. Die Hafenarbeiter am zweitgrößten Hafen Europas blockieren den Schiffsverkehr. Sie lassen kein Schiff durch die Schleuse. Seit dem Morgen werden an verschiedenen Knotenpunkten Streikposten aufgestellt. Erklärtes Ziel ist es, den Hafenbetrieb vollständig zum Erliegen zu bringen. Auch die Zufahrtsstraßen zu den umliegenden Industriezonen sind blockiert.
Manche Unternehmen haben ihre Mitarbeiter aus Vorsorge am Sonntag im Hotel untergebracht oder Feldbetten im Betrieb aufgestellt, damit die Produktion am Montag normal ablaufen kann. Störungen gibt es auch an den Häfen von Gent und Zeebrügge, weil die Lotsen dort aus Solidarität mit ihren Kollegen in Antwerpen die Arbeit niedergelegt haben.
Provinz Lüttich nächsten Montag an der Reihe
Eine gemeinsame Gewerkschaftsfront will an den kommenden drei Montagen streiken und das in jeweils anderen Provinzen: am 1. Dezember in Lüttich, Namur, Ost- und Westflandern, am 8. Dezember folgen Brüssel, Flämisch-Brabant und Wallonisch-Brabant. Am 15. Dezember soll das ganze Land zum Erliegen gebracht werden.
Der Protest der drei großen Gewerkschaften richtet sich gegen die Politik der Regierung Michel. Sie bezeichnen das Regierungsabkommen als asozial, unausgeglichen und ungerecht.
belga/rtbf/vrt/jp/okr/vk - Bild: Eric Lalmand (belga)