Finanzminister Van Overtveldt kritisiert die geplante Gewerkschaftsaktion. Zwar würden Dreiviertel der Belgier durch die Sparmaßnahmen an Kaufkraft einbüßen und das sei alles andere als angenehmen, sagt Van Overtveldt am Donnerstag in De Standaard. Im Gegenzug könnten aber 80.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Darauf würden die Gewerkschaften nicht hinweisen, beklagt der N-VA-Minister.
Die Gewerkschaften müssen wohl 100.000 Anhänger mobilisieren und durch die Straßen der Hauptstadt ziehen lassen – ansonsten werden die Gegner die Demo am Donnerstagabend als Flop bezeichnen. Politische Unterstützung erhalten CSC, FGTB und CGSLB seit Wochen aus dem linken politischen Lager. Allen voran von der sozialistischen PS, die mit allen Mitteln gegen die neue Mitte-Rechts-Regierung kämpft.
Unterm Strich dürfte der Protesttag am Donnerstag die Gewerkschaften bis zu vier Millionen Euro kosten, denn jeder Anhänger erhält eine Entschädigung von rund 40 Euro aus der Streikkasse. Sonderzüge und Busse sollen die Gewerkschafter am Donnerstag nach Brüssel bringen. Die Brüsseler Verkehrsbetriebe STIB werden hingegen nur eingeschränkt verkehren. Die Polizei befürchtet ein Verkehrschaos und rät allen Autofahrern, die Hauptstadt zu meiden.
Ansturm auf Brüssel erwartet
Bei der Bahn sollen am Donnerstag alle Züge rollen, im Nahverkehr könnte es allerdings landesweit zu Ausfällen kommen, weil gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter von De Lijn, TEC und STIB in Brüssel mitdemonstrieren werden. In der Hauptstadt wird etwa nur jede zweie U-Bahn und Tram verkehren, so die vorsichtige Schätzung einer Sprecherin der Verkehrsbetriebe. Auf den Straßen werden dagegen längere Staus als üblich erwartet – in Brüssel selbst gar ein Verkehrschaos – da die Innenstadt weiträumig für den Verkehr gesperrt sein wird.
In vielen Schulen der Französischen Gemeinschaft dürfte der Unterricht am Donnerstag ausfallen, weil die Lehrer sich massiv an der Demo der drei großen Gewerkschaften beteiligen wollen. Auch bei der Postzustellung könnte es zu Problemen kommen. Ebenso in der Privatwirtschaft – viele Betriebe werden wohl oder übel auf einen Teil ihrer Beschäftigten verzichten müssen. Einziger Bereich, der auf Hochtouren dreht, sind die privaten Busunternehmen. Sie haben so viele Aufträge wie selten zuvor bekommen, um die Demonstranten nach Brüssel zu befördern.
Der Protestzug startet um 11:00 Uhr am Brüsseler Nordbahnhof und zieht dann über die großen Boulevards zum Südbahnhof. Gegen 16:00 Uhr soll die Kundgebung aufgelöst werden.
Am Mittwoch haben auch die flämischen Sozialisten und die flämischen Grünen ihre Teilnahme an der Demo zugesagt. Der SP.A-Vorsitzende Bruno Tobback erinnerte an seinen Vorschlag einer Reichensteuer, während Groen-Chef Wouter Van Besien seinen Protest auf die Formel brachte: Die Regierung sei die Gewerkschaft der Superreichen.
belga/alk/fs - Archivbild: Laurie Dieffembacq (belga)