In Middelkerke hat sich die Unruhe über den umstrittenen designierten Pfarrer gelegt: Dieser bat jetzt, von der Aufgabe entbunden zu werden. Bischof De Kesel nahm das Gesuch an und entschuldigte sich, wenn er Missbrauchsopfer verletzt haben sollte: Am gestrigen Donnerstag hatte De Kesel einen Priester mit dem Pfarreramt betraut, der sich 2009 vor Gericht verantworten musste, nachdem er versucht hatte, einen Jugendlichen intim zu berühren. Der Richter hatte einen Urteilsspruch ausgesetzt und damit eine Reihe von Auflagen während einer Bewährungszeit von fünf Jahren verbunden.
Bischof De Kesel begründete seine Entscheidung damit, dass die Justiz die Bewährungsauflagen für erfüllt ansieht und er dem Priester eine zweite Chance geben wolle. Daraufhin forderte das Kollegium von Middelkerke den Bischof auf, von seiner Entscheidung abzurücken.
Auch innerkirchlich stritten sich öffentlich Kirchenjuristen: so erklärte der Professor für Kirchenrecht Kurt Martens, De Kesel verstoße gegen einen 2012 gefassten Grundsatzbeschluss der Bischofskonferenz. Der prominente Kirchenjurist Rik Torfs hingegen nannte die Entscheidung des Bischofs "mutig".
Zur letzten Entwicklung, nämlich, dass der Priester die Aufgabe nicht annehmen will, sagte Torfs in der VRT, er sehe darin eine Form von Lynchjustiz.
belga/fs - Archivbild: Kurt Desplenter (belga)