Fracking. Für den einen die Technik die Zukunft, für den anderen ein Fluch. Fracking, die Technik polarisiert. Das spätestens seit der Veröffentlichung des Dokumentarfilms "Gasland". Darin werden unter anderem eindrucksvoll die Risiken dargestellt, die mit der Gewinnung von Schiefergas verbunden sind. Insbesondere die Verunreinigung des Grundwassers. Schlüsselszene ist ein brennender Wasserhahn - das Leitungswasser war offensichtlich mit Gas versetzt. Kritiker behaupten zwar, der Grund dafür sei nicht die Schiefergasgewinnung, aber das Bild hat sich nunmal in den Köpfen vieler Zuschauer festgesetzt.
Die Befürworter relativieren naturgemäß die potentiellen Gefahren und betrachten Schiefergas in erster Linie als Chance; damit jedenfalls würde man die Abhängigkeit vom Öl oder auch etwa vom russischen Gas drastisch zurückfahren. In den USA jedenfalls wird, um es mal salopp auszudrücken, buchstäblich gefrackt, dass die Heide wackelt.
Die Zeitung Het Belang van Limburg widmet dem Schiefergas am Freitag und die ganze kommende Wochen jedenfalls eine ausgewachsene Artikelserie. Nicht umsonst interessiert das vor allem das Limburger Regionalblatt. Gasvorkommen gibt es nämlich insbesondere auch in Kohlerevieren. Experten sagen, dass "theoretisch" allein im Limburgischen Boden rund acht Milliarden Kubikmeter Gas schlummern - genug, um die Provinz 20 Jahre lang mit Energie zu versorgen. Das wäre also möglicherweise eine Zweitverwertung für die längst geschlossenen Limburger Kohlezechen...
..."gewesen", muss man da aber gleich hinzufügen. Die neue flämische Regierung hat jetzt nämlich diese Tür erstmal zu gemacht, wie Het Belang van Limburg berichtet. "Flandern wird kein Gasland", schreibt die Zeitung. Es handele sich um ein zeitweiliges Moratorium, das aber mindestens für zehn Jahre gilt, sagt Ministerin Schauvliege. Erst wolle man absolute Klarheit über die Risiken, die mit dem Fracking verbunden sind. Und bis dahin will man nicht mal überprüfen lassen, ob es überhaupt Gasvorkommen in den Gesteinsschichten gibt.
Mit solchen Voruntersuchungen war eigentlich schon 2011 begonnen worden. Unter Federführung eines Australischen Gasunternehmens war eine Firma gegründet worden, die insbesondere in Limburg Probebohrungen durchführen sollte. LRM, so der Name des Unternehmens, hat aber nie wirklich mit seiner Arbeit aufgenommen, weil die Australier plötzlich ihr Interesse verloren hatten.
Übrigens: So neu ist das Fracking gar nicht. Wenn es heute erstmal Proteststürme gibt, wenn das Wort überhaupt in den Raum gestellt wird, so sah das vor 20 Jahren offensichtlich anders aus. Wie Het Belang van Limburg berichtet, gab es 1992 in Peer schon erste Versuche. Die US-amerikanische Firma Halliburton habe dort vier "Fracks" durchgeführt und nach Schiefer- beziehungsweise Steinkohlegas gesucht. Beteiligt war seinerzeit auch die flämische Region. "Damals gab es das Wort "Fracking" noch gar nicht, zitiert die Zeitung einen Geologen, der damals an dem Projekt beteiligt war.Der Versuch sei aber seinerzeit gescheitert: Die Gasgewinnung sei minimal gewesen und für einen zweiten Anlauf habe dann das Geld gefehlt.
Der Geologe muss aber zugeben, dass damals, 1992, Dinge gelaufen sind, die heute nicht mehr möglich wären. Das Restwasser, das beim Fracking anfällt, sei seinerzeit nach Antwerpen gebracht und später in die Schelde geleitet worden. Und noch etwas: die Zeche in Waterschei musste in Folge des Versuchs abgedichtet werden, weil immer noch Gas austrat. Schon damals schrieb Het Belang van Limburg einen alarmierten Artikel mit dem Titel "Gasbombe unter Waterschei". Naja, erstmal soll also das vermeintliche Limburgische Gas da bleiben wo es ist: tief im Boden.
Bild: Kristof Van Accom (belga)