130 europäische Geldhäuser hat die EZB in den vergangenen Monaten überprüft. Bei dem Stresstest werden die Bilanzen und die Kapitalstruktur der Banken analysiert. Ziel ist, herauszufinden, ob sie einer möglichen Finanz- und Wirtschaftskrise gewachsen sind. 25 Banken haben den Test nicht bestanden, darunter vor allem Banken in Italien und Griechenland, aber auch zwei belgische Geldhäuser. Einige müssen ihr Kapital nun erhöhen.
Vier von sechs belgischen Banken haben den Stresstest problemlos bestanden: Argenta, Belfius, die eher unbekannte Bank of New York Mellon und die KBC. Sie verfügen über eine hohe Kapitaldecke und bestanden den Test ohne Probleme. Die zwei anderen großen Banken BNP-Paribas und ING sind keine belgischen Institute, ihre Mutterhäuser liegen in Frankreich, beziehungsweise den Niederlanden.
Der neue Finanzminister Johan Van Overtveldt (NV-A) ist zufrieden. Das gute Ergebnis sei aber kein Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Die Banken seien zwar wieder in ruhigere Gewässer geraten, es müsse aber weiter an der Stabilität des Finanzsektors gearbeitet werden.
Die AXA Bank Europe hat den Test offiziell nicht bestanden. Ihr drohen aber keine Konsequenzen. Das Mutterhaus hat in der Zwischenzeit eine Kapitalerhöhung vorgenommen und 200 Millionen Euro an frischem Geld hineingepumpt. Auch ihr risikobehaftetes Engagement in Ungarn hat die AXA beendet. Ein Kostensparprogramm soll die Rentabilität erhöhen.
Bleibt das Sorgenkind DEXIA oder das was davon übrig bleibt. Die Restbank fällt durch den Stresstest. 340 Millionen Euro fehlen um sicher durch eine Krise zu kommen. Aber die EZB ist gnädig, Grünes Licht trotz roter Karte. Eine Kapitalerhöhung ist nicht nötig. Belgien und Frankreich bürgen für die Bank, die die faulen Papiere der ehemaligen Dexia an den Mann bringen muss.
Ein Katastrophenszenario, wie im Stresstest durchgespielt stellt sich für die Dexia nicht. Ihre Aufgabe ist es die verbleibenden Aktiva zu veräußern. Je mehr sie verkauft umso geringer ist ihr Kapitalbedarf. Mit der staatlichen Garantie ließe sich im Notfall jederzeit Geld am Kapitalmarkt besorgen, meint Luc Coene, Chef der Belgischen Nationalbank.
Belgiens Banken kommen also mit einem blauen Auge davon. Coene weiß, da ist noch einiges zu tun: Manche Bank muss noch Staatsbeihilfen zurückzahlen oder faule Papiere loswerden. Jetzt gelte es die Situation neu einzuschätzen, meint Finanzminister van Overtveldt. In der Wirtschaft gebe es keine Sicherheit. 2008 habe man erfahren dass die Banken in der Globalwirtschaft eine große Rolle spielen, sie müssen ihre Geschäfte sauber halten, nicht nur für die Wirtschaft sondern für die gesamte Gesellschaft.
Auch der Wirtschaftsjournalist der RTBF Michel Visart ist vorsichtig optimistisch. Ab Anfang November übernimmt die EZB die Aufsicht der großen europäischen Banken. Das biete zwar auch keine Sicherheit, aber zumindest sei man wachsamer.
Die letzten Stresstests 2010 und 2001 waren eine Farce. Jetzt ist man bei der EZB strenger geworden. Aus der Bankenkrise ist eine Wirtschaftskrise geworden. Dessen sind sich alle bewusst. Jetzt, da bei den Thema Banken ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde, gelte es ein gemeinsames Rezept für die europäische Wirtschaft zu finden.
Bild: Dirk Waem (belga)