Das Deutschlandlied singend und in den Tod rennend - so aufopferungsvoll und heldenhaft sollen die jungen, freiwilligen deutschen Soldaten in die Schlacht gezogen sein. Die Geschichte der "Helden von Langemarck" wurde im Herbst 1914 von jeder Zeitung im Deutschen Reich auf der Titelseite abgedruckt. Schon im November 1914 entstand also die große Legende über die westflämische Ortschaft. Auch die Nazis bedienten sich zu Propagandazwecken des Mythos' von Langemarck.
Der Langemarck-Mythos symbolisiert den heldenhaften Opfergang junger Soldaten. Doch die Wirklichkeit sah anders aus… Der Angriff hat nicht in Langemarck stattgefunden, sondern einige Kilometer westlich davon zwischen Noordschote und Bikschote. Langemarck klang aber viel markanter und vermutlich auch preußischer.
Außerdem sind die jungen deutschen Soldaten dort nicht ganz so heldenhaft ums Leben gekommen wie die Legende es vermuten lässt. Tatsächlich hatten Britische Elitesoldaten den Deutschen aufgelauert. Der Angriff der mangelhaft ausgebildeten deutschen Reservisten endete erfolglos und mit großen Verlusten, erklärt der Militärhistoriker Franky Bostyn. Viele der deutschen Freiwilligen seien umgekommen, ohne jemals einen Briten gesehen zu haben.
Das wurde in der Legende verschwiegen, stattdessen hob man den Opfergang der Soldaten hervor, die mutig und das Lied der Deutschen singend in den eigenen Tod rannten. "Umso erfolgloser die deutschen Operationen, umso öfter wurde im Verlauf des Ersten Weltkriegs auf den Mythos zurückgegriffen", sagt Historiker Bostyn.
Auch nach 1918 wurden die jungen Männer von Langemarck deutschlandweit als Helden gefeiert. In vielen Städten wurden sogar Straßen nach ihnen benannt. Unter anderem Augsburg, Bonn, Freiburg, Münster und das Eifelstädtchen Prüm haben bis heute eine Langemarckstraße.
Die Nationalsozialisten haben den Mythos später wieder aufleben lassen. Schon 1940 besuchte Adolf Hitler den deutschen Soldatenfriedhof im westflämischen Langemarck, begleitet von den Propaganda-Kameras der Wochenschau. Das dunkle Kapitel ist noch nicht zu Ende: Die Nazi-Kollaborateure, die flämische SS-Division, die an der Ostfront kämpfte, erhielt den Beinamen Langemarck. Langemarck bekommt während des Zweiten Weltkriegs einen sehr dubiosen Beigeschmack. Die in Belgien gefallenen deutschen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg sind später auf vier Soldatenfriedhöfe verteilt worden. Einer davon befindet sich in der westflämischen Ortschaft Langemarck.
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