Zwei der sechs belgischen F-16 sind im Irak erstmals zum Einsatz gekommen. Wie aus dem Verteidigungsministerium verlautete, sind die Maschinen zunächst nur Aufklärungsmissionen geflogen.
In Belgien herrscht derweil weiterhin erhöhte Wachsamkeit. Radikale Islamistenorganisationen haben bekanntlich allen Ländern mit Vergeltung gedroht, die sich an der Koalition gegen den IS beteiligen. Eine RTBF-Reportage und auch Recherchen der Zeitung Het Nieuwsblad haben jetzt aber offengelegt, dass es bei den belgischen Sicherheitsbehörden in diesem Zusammenhang noch Nachholbedarf gibt.
Erhöhte Wachsamkeit: Die Belgier mussten sich dafür nicht erst an der Koalition gegen IS beteiligen. Belgien und insbesondere Brüssel sind seit jeher besonders exponiert, natürlich wegen der internationalen Einrichtungen auf belgischem Boden, allen voran EU und NATO. Und was ist neben diesen Einrichtungen sensibler als ein Flughafen?
Entsprechend verstörend die Reportage, die die RTBF am Mittwochabend ausgestrahlt hat. Demnach haben am Brussels Airport in Zaventem Leute gearbeitet, die man später als Terrorverdächtige einstufen musste.
Eine RTBF-Journalistin ist den Gerüchten nachgegangen und dabei fündig geworden. "Ja, ich habe einen Kollegen gekannt, der später nach Syrien gegangen ist", sagt ein Zeuge, dessen Stimme unkenntlich gemacht wurde. Besagter Mann sei übrigens einer der ersten gewesen, die in Syrien im Kampf gefallen sind. Als wir diese Geschichte gehört haben, waren wir natürlich sehr schockiert. Er muss sich quasi über Nacht radikalisiert haben, sagt der Zeuge.
Beängstigend ist dabei die letzte Antwort des Zeugen: Ja, der spätere Syrienkämpfer hatte Zugang zum Flugfeld. Die Journalistin hakt nach. War das ein Einzelfall? Gab es nur einen Flughafen-Mitarbeiter, der sich zum potentiellen oder tatsächlichen Dschihadisten gewandelt hat? Nach einigem Zögern gibt der Zeuge Auskunft. Nein, er wisse von einer Reihe von anderen Kollegen, vor allem aus Vilvoorde, denen man irgendwann die Zugangsberechtigung zum Flughafengelände entzogen habe. Bei einer neuen Sicherheitsüberprüfung sei wohl festgestellt worden, dass die Betreffenden in den falschen Kreisen verkehrten, dass sie mit Syrienkämpfern in Kontakt standen. Laut RTBF-Informationen wurden insgesamt 15 Mitarbeitern die Zugangskarten zum Airport entzogen.
Auch die Zeitung Het Nieuwsblad hat in dieser Angelegenheit recherchiert. Ihren Informationen zufolge gab es offensichtlich vor allem bei der Gepäckabfertigung zeitweilig ein Islamistenproblem. Das zuständige Unternehmen Swissport gab allerdings an, nichts von solchen Vorgängen zu wissen. "Kein Kommentar", hieß es auch von den Flughafenverantwortlichen.
Dennoch: Auf Seite eins klagt Het Nieuwsblad an: "Wie kann es sein, dass potentielle Dschihadkämpfer in Zaventem Zugang zum Flugfeld haben?". Die Antwort eines nicht genannten Sicherheitsverantwortlichen in der Zeitung: "Das Strafregister alleine gebe leider keine Auskunft über die Gesinnung der Bewerber", so die Rechtfertigung.
Also fragte Het Nieuwsblad bei den Sicherheitsdiensten nach. Deren Antwort ist ernüchternd: "Noch bis vor kurzem habe man das Problem an den übergeordneten Stellen nicht wirklich ernstgenommen", beklagt man da. Schon seit Jahren warnten die Dienste vor der Gefahr von Dschihad-Sympathisanten, die an sensiblen Orten beschäftigt sind, wie eben an Flughäfen. Erst jetzt sei man zu der Einsicht gelangt, dass diese Bedenken gerechtfertigt waren.
Potentielle und tatsächliche Dschihadisten beim Flughafenpersonal... Das ist wohl die Horrorvision eines jeden Anti-Terror-Experten. Wir haben jedenfalls unsere Lektion gelernt, sagt ein Sicherheitsverantwortlicher des Brussels Airport in Het Nieuwsblad. Ab jetzt werde man die Mitarbeiter genauestens im Auge behalten.
Illustrationsbild: Julien Warnand/Belga