Lediglich acht der 46 Angeklagten sind am Montag im Gerichtssaal erschienen. Die übrigen sind entweder noch in Syrien oder im Kampf getötet worden. Auf der Anklagebank Platz nehmen wird aber wohl die frühere Führungsebene von Sharia4Belgium, allen voran der ehemalige Chef der Vereinigung, Fouad Belkacem.
Sharia4Belgium war eine Salafistenorganisation, die zunächst nur im Rahmen von Straßenpredigten Mitglieder angeworben hat. Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien ging die Organisation dazu über, in Belgien Kämpfer zu rekrutieren, die sie dann in das Kriegsgebiet schleuste. Den Angeklagten wird unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Der Antwerpener Prozess wird von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Alle Beteiligten und Zuschauer müssen eine Sicherheitsschleuse passieren, der Justizpalast wird momentweise abgeriegelt und notfalls steht sogar ein Polizeihubschrauber zur Verfügung.
Am Montag hat die Staatsanwaltschaft das Wort. Sie will beweisen, dass Sharia4Belgium eine terroristische Organisation ist. Am Dienstag sind Anwälte der Zivilparteien an der Reihe. Die Anwälte der Verteidigung müssen noch bis zum 08. Oktober warten, bis sie das Wort ergreifen dürfen.
Einem jungen Mann fällt die Rolle eines Kronzeugen zu: Jejoen Bontinck. Jejoen war einer der ersten, von denen bekannt war, dass sie nach Syrien in den Krieg gezogen waren. Er war damals gerade einmal 17 Jahre alt. Jejoen war ursprünglich Mitglied von Sharia4Belgium. Er ist auch auf gewissen Fotos zusammen mit Belkacem und der Führungsriege der Gruppe zu sehen. In dieser Eigenschaft steht er denn auch vor Gericht. Jejoen sei aber zugleich ein Opfer, sagte sein Vater, Dimitri Bontinck, in der VRT. Nicht zu vergessen: Sein Sohn sei als Minderjähriger in die Fänge der Organisation geraten.
Der Prozess bettet sich in einen angespannten internationalen Kontext ein. Seit Freitag beteiligt sich Belgien am Krieg gegen den IS. IS und auch Al Kaida drohen dem Westen mit Vergeltung.
belga/sh - Bild: Nicolas Maeterlinck/ belga
