Ein Teil des Kontingents hat sich bereits am Freitagnachmittag nach Jordanien aufgemacht, von wo aus die Belgier operieren werden. Belgien zieht also an der Seite der USA und von über 50 weiteren Verbündeten in den Krieg. Und dieses Engagement ist richtig.
Nur, damit das klar ist: Es gibt mit Sicherheit keinen "guten Krieg". Krieg ist wohl das furchtbarste, was der ach so vernunftbegabte Mensch so anzetteln kann. Im vorliegenden Fall muss man aber leider sagen, dass ein Krieg das kleinere Übel ist.
Das hat gleich mehrere Gründe. Erstens: Sich nicht einzumischen, das wäre unterlasse Hilfeleistung. Wie Raubtiere fallen die IS-Steinzeitislamisten über Andersgläubige und Gemäßigte in Syrien und im Irak her, wollen dort ein Kalifat einrichten, dessen ideologische Wurzeln sich im 7. Jahrhundert unserer Zeit ansiedeln. Christen, Schiiten, Kurden, hunderttausende Menschen müssen um ihr Leben fürchten, sind diesen Barbaren schutzlos ausgeliefert.
"Allein damit einen Kampfeinsatz zu begründen, ist scheinheilig", mag man da erwidern, "der Westen schaut viel zu oft einfach nur tatenlos zu, wenn Unschuldige ermordet werden".
Das stimmt leider. Es gibt da ja auch noch einen zweiten Grund, der den Kampfeinsatz zugegebenermaßen weniger uneigennützig erscheinen lässt. In der Tat: Im Irak geht es letztlich auch um unsere Sicherheit. Nur weil sie wie hohle Floskel klingt, ist diese Feststellung nicht automatisch falsch. Insbesondere gilt das für Belgien. Belgien ist das westliche Land, das gemessen an seiner Bevölkerung mit den größten Anteil an IS-Kämpfern stellt. Wenn der Schauplatz auch im vermeintlich fernen Orient angesiedelt ist, IS ist definitiv auch unser Problem. Diese Leute, die vor laufende Kameras Menschen köpfen, die waren bis vor kurzem vielleicht noch unter uns. Oder sie sind es noch. Denn je größer der islamische Staat wird, desto stärker wird seine Anziehungskraft, desto mehr junge Menschen werden in seinen Bann gezogen. Der Westen hat auf Dauer keine andere Wahl, als das Übel an der Wurzel zu bekämpfen. In diesem Licht sollte man übrigens auch mal die Debatte über die Erneuerung der F-16 betrachten.
Nichts zu tun, das ist definitiv keine Option. Und zumindest für den Moment kann die Reaktion des Westens auch nur eine militärische sein.
Verlässt man allerdings das "hier und jetzt", dann werden aber auch noch diverse Grauzonen sichtbar. Zunächst sollte man sich daran erinnern, wer eigentlich die Büchse der Pandora geöffnet hat. Es waren die USA von George W. Bush, die aller Warnungen zum Trotz 2003 ins Wespennest gestochen haben, als sie erst die Welt belogen und dann den Irak angegriffen haben. Mit dem Kampf gegen den Terrorismus hatte das erwiesenermaßen nichts zu tun. Dieser Irak jedenfalls ist den Amerikanern in mehreren Schüben in der Hand explodiert. Und die halbe Welt muss ihnen jetzt dabei helfen, wenn eben möglich die Scherben aufzukehren.
Naja, wenn es denn wenigstens noch so wäre, dass man aus der Vergangenheit lernen würde. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge verheißt aber auch die Zukunft nichts Gutes. Erstens: Das eigentliche Kriegsziel ist gelinde gesagt etwas schleierhaft. Mit Bomben aus der Luft alleine kann man IS vielleicht schwächen aber nicht stoppen. Wer diesen Krieg gewinnen will, der kommt früher oder später nicht daran vorbei, Stiefel auf den Boden zu setzen. Und der braucht vor allem -im Gegensatz zu Bush und Co- einen langfristigen Plan.
Und zweitens: Der Pulverdampf sollte uns nicht den Blick aufs Wesentliche vernebeln. Einige Fragen lassen sich nicht einfach so mit Bomben beantworten. Beispiel: Wie kann man den Teufelskreis durchbrechen? Bislang haben Bomben allenfalls bewirkt, dass man der Schlange vielleicht einen Kopf abgeschlagen hat, dafür aber zwei neue nachgewachsen sind.
Anderes Beispiel: Warum sind gerade so viele junge Männer aus Belgien in den vermeintlich Heiligen Krieg gezogen? Wer richtigerweise feststellt, dass Belgien Männer und Material in den Mittleren Osten schicken muss, weil IS auch unser Problem ist, der sollte sich auch mal fragen, warum das so ist.
Beide Fragen lassen sich wohl mit einem Wort beantworten: Perspektivlosigkeit. Nur, wer nichts zu verlieren hat, setzt sein Leben aufs Spiel für die Schimäre eines Kalifats. Heißt also: Wenn es auch wichtig und richtig ist, das Übel bei der Wurzel zu packen, so sollte man dabei nicht vergessen, tief genug zu graben.
Ich möchte nicht den Irak-Krieg verteidigen, aber die USA sind nicht Schuld am islamistischen Terror. Die Wurzeln sind keine Erfindung der USA , die bei vielen ja grundsätzlich an allem Schuld sind.
Der islamistische Terror hat schon immer Anschläge verübt, siehe 9/11.
Aber Sie haben recht, Bush hatte keinen langfristigen Plan. Nur, der "Messias" hat überhaupt keinen Plan.