Was sich am Montagabend auf dem Autobahnparkplatz von Halle entlang des Brüsseler Rings abgespielt hat, ist unklar. Die Polizei ist ratlos. Vorgefunden wurde eine bewusstlose und schwerverletzte Person mit einer Schussverletzung im Rücken. Keine Spur des oder der Täter und auch keine Zeugen. In Ermangelung anderer Möglichkeiten hat die Polizei jetzt zu einer ungewöhnlichen Ermittlungsmethode gegriffen: Sie hat die Daten eines Mobilfunkmastes in der Nähe des Tatorts angefordert und allen Handybesitzern, die sich zur vermuteten Tatzeit im Umkreis des Autobahnparkplatzes aufhielten oder daran vorbeigefahren sind, einen Zeugenaufruf per SMS geschickt. Insgesamt hat die Polizei 1.400 Kurznachrichten versendet.
"Es ist eine Technik, die wir nur äußerst selten einsetzen", sagt Frederik Verspeelt von der föderalen Polizei. "Wir müssen immer abwägen, ob die Maßnahme wirklich notwendig ist. In diesem Fall haben wir uns wegen der Schwere des Vorfalls dafür entschieden." Die Ermittler erhoffen sich jetzt Hinweise von potenziellen Zeugen, die möglicherweise etwas Verdächtiges beobachtet haben. Und so funktioniert die Ortung: Das Handynetz besteht aus unzähligen Mobilfunkmasten, die ein bestimmtes Gebiet abdecken. Jedes Telefonat, jede verschickte Kurznachricht, aber auch jedes eingeschaltete Handy wird von der Funkzelle automatisch erfasst.
Das wirft natürlich Fragen auf: Speichert die Polizei etwa die Ortungsdaten aller Mobilfunkteilnehmer? "Natürlich nicht", erklärt die Datenschutzkommission. "Es sind die Mobilnetzbetreiber, die die Daten der Funkzellen registrieren und streng unter Verschluss halten müssen. Nur auf Anordnung des Gerichts oder der Staatsanwaltschaft dürfen die Daten unter ganz bestimmten Bedingungen herausgegeben werden", erklärt Eva Wiertz von der belgischen Datenschutzbehörde. "Wir verstehen natürlich, dass die Menschen sich beobachtet oder verfolgt fühlen, so die Datenschützerin. "Aber es ist keineswegs so, dass die Polizei ständig und ohne Justizbeschluss auf die Daten zurückgreifen darf." Das geschehe nur in Ausnahmefällen wie jetzt in Halle.
Archivbild: Lieselot Terryn (belga)