Fast jede Stadt in Belgien verfügt über ein eigenes Shopping-Center. Mitte der 1990er Jahre boomte der Markt, überall entstanden die großen, überdachten Einkaufsgalerien. Doch seit einigen Jahren nimmt die Zahl der Kunden kontinuierlich ab.
Die Lage ist sicher von Einkaufszentrum zu Einkaufszentrum verschieden, aber wenn man sich die Gesamtzahlen der Branche anguckt, dann zeigt die Tendenz ganz klar nach unten. Die Gruppe Devimo Consult, die etwa 30 Shopping-Center in Belgien und Luxemburg betreibt, spürt diesen Rückgang ebenfalls. Jedes Jahr kommen gut zwei Prozent weniger Kunden, seit 2008 hat die Gruppe nach eigenen Angaben mehr als zehn Prozent Besucher verloren.
Und im vergangenen Jahr hat sich das Ganze dann zum ersten Mal auch in der Kasse spürbar gemacht. Der Umsatz ist um fast ein Prozent zurückgegangen. Bis 2011 gab es noch jährliche Steigerungsraten von drei Prozent und mehr. Laut einem Branchen-Sprecher sind nicht die Innenstadtläden das Problem, denn die hätten mit ähnlichen Kunden- und Umsatzverlusten zu kämpfen. Schuld ist vor allem der rasant zunehmende Online-Handel.
Immer mehr Menschen kaufen im Internet ein - auch Bekleidung und Schuhe. Man braucht nicht mehr außer Haus, kann alles ganz einfach vom Wohnzimmer aus bestellen. Der Online-Handel hat mächtig zugelegt: plus 30 Prozent Umsatz im vergangenen Jahr in Belgien. Dazu kommt die Wirtschaftskrise.
Was die Branche nicht sagt: Es gibt inzwischen auch eine gewisse Übersättigung an Shopping-Centren. Zu viel Angebot kann manchmal eben auch schädlich sein - übrigens kein rein belgisches Phänomen, auch in den Nachbarländern ziehen die Einkaufszentren weniger Kunden an als in der Vergangenheit.
Um gegenzusteuern, geben einige Zentren richtig Gas. Das Winegem Shopping Center bei Antwerpen - nicht nur Belgiens größtes Einkaufszentrum, sondern sogar das von ganz Benelux mit über 250 Läden und fast zehn Millionen Besuchern pro Jahr – hat jetzt 50 Millionen Euro investiert.
Die Betreiber wollen das Zentrum ausbauen, noch größer werden und ständig etwas bieten (Sonderaktionen, Ausstellungen, ...) um die Besucher an der Stange zu halten und sie immer wieder anzulocken. Man müsse viel mehr Marketing betreiben als früher, meinen die Betreiber. Frühe habe man lediglich eine Immobilie betrieben und Läden vermietet, heute müsse man ständig die Werbetrommel rühren.
Bild: Eric Lalmand/BELGA