Ohne Dramatik geht es offenbar nicht – das hätten wir eigentlich noch aus vorherigen Regierungsbildungen wissen müssen. Die Liberalen hatten die CD&V vor die Wahl gestellt. Und die antwortet jetzt anders als erwartet. Jetzt, wo alles unter Dach und Fach zu sein schien, wo jeder davon ausgegangen war, dass Didier Reynders für den Posten des EU-Kommissars kandidiert und Kris Peeters Premierminister wird, schraubt der plötzlich seine Ambitionen zurück.
Heißt konkret: Die langjährige Europa-Abgeordnete Marianne Thyssen von der CD&V könnte EU-Kommissarin werden. Im Gegenzug würde dann vermutlich ein MR-Politiker, möglicherweise Regierungsbildner Charles Michel, Premierminister. Die flämischen Christdemokraten würden zwar ihren Spitzenpolitiker Kris Peeters aufopfern, könnten aber inhaltlich in der Koalition mehr Forderungen stellen. Die Partei des Regierungschefs macht ja bekanntlich zur Wahrung des Koalitionsfriedens die meisten Zugeständnisse.
Wie der Postenpoker ausgeht und ob es überhaupt zu einem Happy End kommt, dass soll während der seit Mittwochnachmittag laufenden Verhandlungen geklärt werden. Zur Not mit einer alles entscheidenden Nachtschicht.
Auch in Sachen Haushalt wollen die vier Parteien sich einigen. Läuft alles nach Plan, dann können die Regierungsbildner dem König am Donnerstag über Fortschritte berichten. Läuft es schief, dann müssen sie König Philippe im Notfall sogar ihr Scheitern eingestehen.
Bild: Dirk Waem (belga)