Alle sollen den Gürtel enger schnallen. Da fragt sich so manch einer: Braucht Belgien überhaupt eine Armee und wenn ja, wie viel darf sie kosten? Die Inventur ist schnell gemacht. Etwa 1000 Panzer und Gefechtsfahrzeuge, 180 Flugzeuge und Hubschrauber, 16 Schiffe. Hinzu kommen noch etwa 7000 andere Fahrzeuge und eine Handvoll Drohnen. Die Zeiten für das belgische Militär sind schwer. Das alles muss unterhalten werden, manches ist in die Jahre gekommen und muss ersetzt werden. Die goldenen Zeiten sind definitiv vorbei. Das Militärbudget macht nicht einmal einen Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Zum Vergleich: In den 1980er Jahren waren es noch über drei Prozent.
Auch beim Personal hat man kräftig eingespart, übriggeblieben sind 32.000 Soldaten. Trotzdem sind die Personalkosten zu hoch. Für dringend notwendige Investitionen bleibt nicht viel übrig. "Wir brauchen mehr Geld" tönt es aus dem Verteidigungsministerium. Die alten F16 müssen ersetzt werden, neue Minensuchschiffe sind auch nötig. 500 Millionen müssen her. Geld das an anderer Stelle fehlt.
Sven Biscop, Verteidigungsexperte am Brüsseler Egmont Institut, wehrt sich dagegen, Investitionen in die Landesverteidigung und in die soziale Sicherheit gegeneinander auszuspielen. Für die EU und ihre Mitgliedsstaaten stehe zwar das Europäische Sozialmodell im Vordergrund, doch das müsse eben auch verteidigt werden. Notfalls durch das Militär. Eine gemeinsame Europäische Armee liegt für Biscop noch in weiter Ferne. Vielmehr gehe es in Zukunft darum, die militärische Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten voranzutreiben. Dann könne es nationale Kapazitäten geben, oder kleine Kooperationen zwischen Mitgliedsstaaten: beispielsweise eine belgisch-niederländische Marine oder aber falls die Angelegenheit es erfordern sollte ein gesamteuropäisches Bündnis.
"Ganz ohne Militär geht es eben nicht", sagt Sven Biscop. Das gebiete die Solidarität innerhalb der EU und auch der NATO. Wenn alle Diplomatie, alle wirtschaftlichen Sanktionen nichts mehr nützen, dann habe man ohne Armee keine anderen Optionen mehr. "Belgien ist ein kleines Land", so Militärexperte Biscop, könne aber durchaus seinen Beitrag leisten. Wenn jedes Land seine Armee abschaffte, dann sei das das Ende der Solidarität, dann verlasse man sich darauf, dass jemand anderes die Probleme lösen muss. "Egal ob dieser jemand die eigenen Werte vertrtt oder nicht."
Archivbild: Kurt Desplenter (belga)