IPads, Stadionbesuche bei Standard Lüttich, Reisen auf Kosten der Firma: Das Lütticher Pharmaunternehmen Mithra soll kräftig nachgeholfen haben, um Ärzte davon zu überzeugen, seine Produkte zu verschreiben.
Beispiel Stadionbesuche: Mithra gehört zu den Sponsoren von Standard Lüttich. Und in dieser Eigenschaft kann das Unternehmen über ein gutes Dutzend Business-Plätze verfügen. Und auf diesen Stühlen sollen dann eben schonmal Allgemeinmediziner, Frauenärzte oder Apothekern Platz genommen haben.
Anderes Beispiel: Mithra vertreibt unter anderem ein Diätprodukt. Das Unternehmen soll Werbe-Gutscheine an Ärzte verteilt haben, die diese dann den Patienten weiterreichten. Wenn die dann im Internet besagten Bon eintauschten und das Produkt kauften, konnte Mithra anhand des Ticket-Codes feststellen, welcher Arzt den Gutschein weitergegeben hatte. Und der bekam dann ab einer gewissen Menge ein IPad oder sogar eine Auslandsreise spendiert.
Dieses Vorgehen verstößt gegen das Medikamenten-Gesetz von 1964. Und deswegen ermittelt nach Informationen der Wirtschaftszeitung L'Echo auch die Föderale Agentur für Medikamente und Gesundheitsprodukte AFMPS gegen Mithra. François Fornieri, der charismatische Geschäftsführer von Mithra, wies die Anschuldigungen am Morgen in der RTBF aber entschieden zurück. "Wir kennen die Gesetze und wir halten sie ein", sagte Fornieri.
Die Föderale Agentur für Medikamente und Gesundheitsprodukte ermittelt auch noch in einer zweiten Sache gegen Mithra. Anlass war eine Beschwerde des deutschen Konkurrenten Bayer. Demnach soll Mithra ein Produkt als Verhütungsmittel ausgewiesen haben, das gar nicht diese Eigenschaft erfüllt. Auch entsprechende klinische Tests gebe es nicht. Dennoch habe Mithra das Produkt indirekt mit einem Verhütungsmittel von Bayer gleichgesetzt. Bayer klagt wegen "irreführender Werbung und Falschaussage über die Auswirkungen von Produkten".
Im RTBF-Interview hat Mithra-Geschäftsführer Fornieri das indirekt eingeräumt, dabei habe es sich aber lediglich um einen Fehler eines externen Mitarbeiters gehandelt, der das Produkt also irrtümlich falsch ausgewiesen habe. Derlei Klagen seien in der Branche an der Tagesordnung und endeten meist mit einem Vergleich, gibt sich Fornieri zuversichtlich.
Die Ermittlungen der Föderalen Agentur für Medikamente und Gesundheitsprodukte sind noch nicht abgeschlossen. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dann hat die Föderale Agentur für Medikamente und Gesundheitsprodukte die Möglichkeit, die Akte an die zuständige Staatsanwaltschaft Lüttich weiterzuleiten.
Hintergrund: Mithra
Mithra ist einer der Stars am belgischen Wirtschaftshimmel. Das Lütticher Pharmaunternehmen ist eine Erfolgsgeschichte. 1999 gründete François Fornieri Mithra zunächst als eine Spin-Off der Uni Lüttich. Spezialisiert ist das Unternehmen seit jeher auf Frauengesundheit. Inzwischen hat sich Mithra am Markt etabliert, das Unternehmen macht inzwischen einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro. 2015 soll es an die Börse gehen. Das Magazin Trends-Tendances kürte François Fornieri zum Manager des Jahres 2011.
Bild: John Thys/BELGA