Plötzlich geistert wieder ein Schreckgespenst durch die Medien - ein Schreckgespenst mit Namen "Blackout". Die Schäden an der Dampfturbine im Reaktor Doel 4 sind möglicherweise viel schwerwiegender als zunächst angenommen.
Der Meiler hatte sich in der vergangenen Woche nach einem Ölverlust in einer Dampfturbine automatisch abgeschaltet. Erste Ermittlungen weisen auf einen Sabotageakt hin. 65.000 Liter Schmieröl waren abgelassen worden, dadurch überhitzte die Dampfturbine.
Nach Informationen der VRT ist dabei möglicherweise die Achse der Turbine beschädigt worden. Hierbei handelt es sich um ein Einzelstück, das eigens gegossen werden müsste. Jedenfalls sagen die Quellen der VRT, dass Doel 4 aller Voraussicht nach bis Ende des Jahres ausfällt.
Doel 3 und Tihange 2 sind wegen der ominösen Mikrorisse ebenfalls noch mindestens bis 2015 außer Betrieb. Heißt unterm Strich: Von den 6000 Megawattstunden, die die belgischen AKW im Normalfall produzieren, bleibt im Moment gerade mal ein Drittel. Und das könnte nach Angaben der VRT bei einem harten Winter zu Engpässen führen.
Electrabel hat mit Verwunderung auf den Bericht der VRT reagiert. Bis auf weiteres gehe man davon aus, dass Doel 4 Mitte September wieder ans Netz gehe, hieß es.
Sicherheitsvorkehrungen verschärft
Im Atomkraftwerk von Doel werden die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft. Hintergrund ist der mutmaßliche Sabotageakt von vergangener Woche. Ab sofort müssen auch die Arbeiten im nuklearen Teil des Reaktors von zwei Mitarbeitern durchgeführt werden. Bisher galt diese Vorschrift alleine für den nicht-nuklearen Bereich der Kernzentrale. Die föderale Agentur für Nuklearkontrolle Fank will mit der Maßnahme nach eigenen Angaben die Sicherheit erhöhen.
Herwig Vergult (belga)