Die belgische Polizei jagt Temposünder mit festen Blitzen, mobilen Radarkontrollen und seit ein paar Jahren auch mit Hilfe sogenannter Streckenabschnittskontrollen. Dabei wird die Geschwindigkeit über einen längeren Zeitraum überprüft. Die neue Waffe im Kampf gegen Raser ist besonders wirkungsvoll. Bislang gibt es die Abschnittskontrollen zwar nur vereinzelt auf der Autobahn, doch das wird sich bald ändern. Denn auch auf den Landstraßen in einigen flämischen Kommunen werden die neuartigen Geräte jetzt eingesetzt.
Verglichen mit gewöhnlichen Radarfallen sind die Streckenabschnittskontrollen besonders erfolgreich: Anfangs blitzen sie besonders oft, dann sorgen sie nachhaltig dafür, dass die Autofahrer ihre Geschwindigkeit senken und dadurch passieren weniger Unfälle – sagen verschiedene Studien, die zum Thema durchgeführt wurden. Aber auch die Polizei. Zum Beispiel in der Gemeinde Brecht in der Provinz Antwerpen. Dort steht seit acht Monaten eine solche Streckenabschnittskontrolle auf einer Landstraße und blitzt alle Autofahrer, die auf einer Strecke von drei Kilometern im Schnitt schneller als 70 Stundenkilometer fahren. Gut 15 Mal am Tag schnappt die Falle zu.
15 Übertretungen am Tag auf dieser Landstraße, das sei zwar viel, sagt Polizei-Sprecherin Carolien Roothooft. Aber gemessen an allen Fahrzeugen, die hier täglich passieren, sind nur noch 0,22 Prozent zu schnell unterwegs. Wenn wir anderenorts eine mobile Radarkontrolle durchführen, dann sind es meist fünf Prozent der Autofahrer – also 20 Mal mehr. Heißt konkret: Die Streckenabschnittskontrolle hat die Geschwindigkeit der meisten Autofahrer nachhaltig gesenkt.
Und so funktioniert die Streckenabschnittskontrolle: An Punkt A stehen Kameras und erfassen alle Fahrzeuge, die vorbeifahren samt Nummernschild und genauer Uhrzeit. Einige Kilometer weiter, an Punkt B, stehen wieder Kameras und erfassen ebenfalls Kennzeichen und genaue Uhrzeit. Für die Strecke A bis B ist gemessen an der erlaubten Höchstgeschwindigkeit eine Mindestfahrzeitdauer vorgeschrieben. Erreicht ein Autofahrer früher Punkt B, war er zu schnell unterwegs und erhält automatisch einen Bußgeldbescheid.
Die Folge: Autofahrer sollen sich möglichst Dauerhaft an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und nicht punktuell – wenn man weiß, dass irgendwo eine Blitze steht. Und das senkt das Unfallrisiko.
Die Autofahrer senken nicht nur konstant ihre Geschwindigkeit, sagt Bart Raeymakers von der föderalen Polizei. Sie legen außerdem weniger gefährliches Verhalten an den Tag, überholen weniger, und das verringert die Unfallgefahr.
Inzwischen gibt es ein halbes Dutzend solcher Streckenabschnittkontrollen in Belgien, die meisten in Flandern. Die bekanntesten stehen auf der Autobahn E40 zwischen Brüssel und Gent, sowie auf der E17 bei Gentbrügge. In der Wallonie gibt es eine einzige und zwar im Autobahntunnel von Cointe. Angedacht sind aber zwei weitere auf der E40 bei Lüttich zwischen Hauts-Sarts und Loncin sowie auf der E42 in der Senkung von Ensival bei Verviers.
Doch nicht nur auf der Autobahn will die Polizei vermehrt Streckenabschnittskontrollen einrichten lassen. Auch auf den Landstraßen. In den flämischen Städten und Gemeinden sind aktuell elf solcher Blitzanlagen in Planung. Laut dem flämischen Straßenverkehrsamt ist die Nachfrage sehr groß. Für elf Kommunen wurden bereits Anlagen bestellt.
Nicht nur auf den Straßen setzt man in Belgien auf Streckenabschnittskontrollen, auch auf Wasserwegen. Auf dem Albertkanal in Antwerpen ist seit zwei Jahren die weltweit erste Abschnittskontrolle auf dem Wasser aktiv und blitzt alle Schiffe, die mit mehr als 15 Stundenkilometer also acht Knoten unterwegs sind…
Foto: Dirk Waem (belga)