Das kleine Dorf Beigem in der Gemeinde Grimbergen nördlich von Brüssel will seinen Kunstschatz zurück: vier verschollene Altargemälde aus dem 16. Jahrhundert. "Die Werke stammen von einem anonymen Flämischen Primitiven, der um das Jahr 1520 in einem Brüsseler Atelier im Umfeld des Malers Bernard Van Orley gearbeitet hat", erklärt der Kunstexperte Rik Sauwens im Regionalsender RingTV.
Von den Gemälden, die vier religiöse Szenen rund um den Leidensweg von Christus darstellen, gibt es heute nur noch Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die Originale sind seit dem Brand der Kirche von Beigem im Ersten Weltkrieg verschollen. Die Deutschen hatten damals erklärt, die Kunstwerke seien den Flammen zum Opfer gefallen. Doch an die Version glaubt in Grimbergen keiner. Stattdessen hätten die deutschen Truppen die Werke geraubt, bevor sie die Kirche von Beigem am Morgen des 13. Septembers 1914 in Brand steckten.
"Lange Zeit ist man tatsächlich davon ausgegangen, dass die Gemälde verbrannt sind", erklärt Grimbergens Kulturschöffe Marc Van Godtsenhoven. "Allerdings haben die Menschen damals keinerlei Spuren von den verbrannten Malereien in der niedergebrannten Kirche finden können."
Es gibt sogar Zeugen, die wollen seinerzeit gesehen haben, dass die schweren Ketten, die die Gemälde vor Diebstahl schützen sollten, am Tag vor dem Brand aufgebrochen und die Werke geraubt wurden. Dafür spreche, dass man am Tatort weder Überreste von den Malereien noch von den Ketten gefunden habe, so der Kunstexperte Sauwens im Regionalfernsehen RingTV.
Haben die Kunstwerke aus Beigem beide Weltkriege überhaupt überlebt? Und wenn ja, wo sind sie heute? Wurden sie nach Deutschland gebracht und später von den Russen als Raubkunst mitgenommen? Oder befinden sie sich in Privatbesitz? Die Gemeinde Grimbergen ist jedenfalls fest entschlossen, sich ihre Schätze 100 Jahre nach dem Verschwinden, zurückzuholen. Dafür scheut die Kleinstadt weder Kosten noch Mühen und macht sage und schreibe 400.000 Euro Finderlohn locker.
"Wichte Kunstwerke erfordern auch einen großen Finderlohn", erklärt Grimbergens Bürgermeisterin Marleen Mertens im Regionalsender RingTV. "Damit wir die 400.000 Euro zahlen, müssen die Gemälde allerdings erst auf meinem Schreibtisch landen", sagt die Bürgermeisterin. Man will die Katze eben nicht im Sack kaufen.
Vielleicht weiß die Gemeinde, dass die Suche so gut wie keine Chance auf Erfolg hat, und hat den Finderlohn deshalb so großzügig ausgesetzt. Denn jetzt dürfte auch in der internationalen Kunstszene die Rede von Grimbergen sein.