Metastasen. Im Alltag sagt man häufig: "Der Tumor 'streut'". Metastasen gibt es, wenn sich Krebszellen vom ursprünglichen Tumor absondern, sich in entferntem Gewebe einnisten und dort einen neuen Tumor bilden. Vor einigen Tagen erschien eine amerikanische Studie mit neuen Erkenntnissen. Ergebnis: Metastasen bilden sich rein zufällig.
Forscher der Katholischen Universität Louvain-la-Neuve können nun den Gegenbeweis präsentieren. "Die bisherigen Modelle basierten auf rein statistischen Werten", sagt Professor Pierre Sonveaux. "Wir können nicht nur beweisen, dass diese Modelle falsch waren, wir sind sogar schon einen Schritt weiter: Wir können die Metastasen-Bildung stoppen". Professor Pierre Sonveaux präsentiert da die Ergebnisse eines ganzen Teams. Fünf Jahre lang haben sich 17 Forscher unter seiner Leitung mit der Metastasen-Bildung beschäftigt.
Was sie im Einzelnen herausgefunden haben, ist für den Laien natürlich nur schwer verständlich. Die Forscher selbst fassen es so zusammen: Man hat festgestellt, dass Krebszellen mitunter eine gewisse Form von organischem Abfall produzieren. "Superoxyd", nennen sie diesen Abfall. Dieses Superoxyd ist verantwortlich für die Bildung von Metastasen. Wenn man den mutmaßlichen Übeltäter ausgemacht hat, ist ein Gedanke naheliegend: Man könnte doch versuchen, die Produktion dieses besagten "Superoxyds" zu stoppen. "Genau das haben wir gemacht", sagt Professor Pierre Sonveaux in der RTBF: "Im Labor ist es uns gelungen, die Metastasen-Bildung zu unterbinden, und zwar bei Mäusen, denen wir Hautkrebs- und Brustkrebszellen eingepflanzt hatten."
Eine Kontrollgruppe von Mäusen, die man nur mit einem Placebo behandelt hatte, wurde sehr wohl von Metastasen befallen. Wohl der Beweis, dass die Methode funktioniert. "Wir können stolz sein", sagt Professor Sonveaux. "Wir sind weltweit die ersten, die die Bildung von Metastasen wissenschaftlich entschlüsselt haben". "Jetzt ist es jedenfalls möglich, Metastasen-Bildung im Keim zu ersticken", sagt der Forscher. Man verhindere quasi an der Wurzel, dass der Tumor streut. Und das könne die Heilungschancen in Zukunft entscheidend verbessern.
"Nur muss man jetzt aufpassen, dass man nicht falsche Hoffnungen weckt", sagt Professor Sonveaux. "Klar sind wir von unserer Entdeckung überzeugt. Nur: Wir bleiben Wissenschaftler. Und wir wissen: es kann dauern, bis das Präparat ausgereift ist und die Pharmaindustrie das Molekül wirklich vermarkten kann. Aber: die Hoffnung ist da."
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