Am Défilé zum Nationalfeiertag am kommenden Montag werden vier Ehrengäste der ganz besonderen Art teilnehmen: vier Hunde nämlich. Damit wird an eine Tradition der belgischen Streitkräfte aus der Zeit des Ersten Weltkrieges erinnert. Damals wurden Hunde als Zugtiere eingesetzt. Es gab sogar eine Rasse, die speziell darauf abgerichtet war: den Belgischen Mastiff, oder "Mâtin belge". Die Rasse gilt inzwischen als ausgestorben. Den "belgischen Zughund" wiederauferstehen zu lassen, dass hat sich eine Gruppe von Liebhabern zur Aufgabe gemacht.
Geert De Doncker ist Vorsitzender einer VoE. Der Name ist Programm: die VoE heißt "Belgischer Mastiff" und sie hat nur ein Ziel: Sie will den "belgischen Zughund" wiederbeleben. Geert De Doncker wird am kommenden Montag an der Parade zum Nationalfeiertag teilnehmen. Nicht allein freilich, sondern mit dem Resultat seiner Anstrengungen: Zwei Hunde sind dabei, die alle Charakteristiken des "Belgischen Mastiffs" zeigen, nämlich bulliger Körperbau undkräftige Muskeln. Sie sind nicht zu schwer, nicht zu plump - eben einfach nur stark.
Die beiden stolzen Exemplare von Geert De Doncker werden am Montag einen Karren ziehen, auf dem ein Maschinengewehr aus der Zeit des Ersten Weltkrieges montiert ist. Das sei typisch für die belgische Armee gewesen. Gut, Zughunde gebe es auch in der Schweiz oder in Skandinavien. Aber Hunde, die bei den Streitkräften eingesetzt wurden, das gab es nur bei den Belgiern. Diese Hundepaare zogen einen Karren entweder mit einer MG oder mit Munitionskisten.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten Hundekarren insbesondere in Belgien zum Alltag. Diese typisch belgische Tradition wurde 1872 sogar in einer Erzählung verewigt: "A Dog of Flanders" ( "Ein Hund aus Flandern" ) von der englischen Autorin Marie Louise de la Ramée. Und aus dieser Tradition heraus hatte sich auch eine Hunderasse entwickelt: der "Belgische Mastiff", "Mâtin belge", "Belgische Zughund".
Rasse gilt als ausgestorben
Der Hund wird im Rasseregister als "ausgestorben" geführt. Doch wie kann es sein, dass ein Haustier, das noch dazu so typisch war, dass dieser Belgische Mastiff ausgestorben ist? Nun, so sagt Geert De Doncker: Die Motorisierung machte den Hund als Zugtier mehr und mehr überflüssig und spätestens im Zweiten Weltkrieg, als die Menschen ohnehin wenig zu essen hatten, wurde dieses bullige Tier mit seinem entsprechenden Appetit zum Kostenfaktor. Ein kleinerer Hund kann auch Wache halten...
Die letzten Exemplare gab es wohl noch in den 60er Jahren. Danach war der Belgische Zughund von der Bildfläche verschwunden - bis Geert De Doncker und seine Mitstreiter kamen. Doch, wie rekonstruiert man eigentlich eine Rasse? "Das ist viel Arbeit: Die Basis ist der Englische Mastiff, dann kommt ein bisschen Französischer Briard, ein bisschen Rottweiler, ein bisschen Terrier", erklärt De Doncker. "Danach wird immer wieder selektiert nach Form und Charakter."
In den beiden "Mastiffs" von Geert De Doncker stecken ungefähr fünf bis sechs Rassen. Und das Resultat entspreche zu 90 Prozent dem ursprünglichen "Belgischen Mastiff". "Wir haben nur noch ein Problem", so De Doncker, "die Tiere vererben ihre Charakteristiken noch nicht zu hundert Prozent. Deswegen könne man auch noch nicht von einer echten "Rasse" sprechen."
Bis man wirklich wieder den "Mâtin belge" ins Rasseregister aufnehmen kann, das sei ein langwieriger Prozess, sagt Geert De Doncker. Bis dahin könnten noch 20 oder sogar 30 Jahre vergehen.
Die beiden Kameraden, die vor den MG-Karren gespannt sind, die jedenfalls kommen dem angestrebten Ergebnis schon sehr nahe. Neben den äußerlichen Eigenheiten haben sie auch schon die typischen Charaktereigenschaften: Belgische Mastiffs sind sanft, ruhig, aber doch zuweilen etwas eigensinnig.
Informationen über die VoE von Geert De Doncker gibt es auch hier...
Bild: BRF