Die Ankündigung vom 3. Juli 2013 war ein Erdbeben. Auch die politische Klasse des Landes wurde kalt erwischt. Nur wenige hatten es geahnt oder waren, wie Premierminister Elio Di Rupo, mehr oder weniger eingeweiht.
3. Juli 2013, 14:32 Uhr. Die VRT schickt über ihren SMS-Benachrichtigungsdienst eine Eilmeldung raus: "König Albert wird sich heute um 18 Uhr in den vier großen Fernsehsendern des Landes an die Bevölkerung wenden". Das sind Meldungen, die man nicht vergisst.
Denn wenn sich der König an einem ganz gewöhnlichen Tag an die Bevölkerung wenden will, dann hat er etwas Wichtiges mitzuteilen.
18 Uhr: König Albert gibt bekannt, dass er die Absicht habe, am 21. Juli 2013 zu Gunsten seines Sohnes abzudanken.
Rückblick
Damit hatte noch wenige Stunden zuvor niemand gerechnet. Sogar in der Regierung werden viele auf dem falschen Fuß erwischt. Allein der damalige Premierminister Elio Di Rupo war über die Pläne eingeweiht. Albert hatte ihm gegenüber häufiger einen möglichen Thronverzicht angekartet, erinnerte sich Di Rupo in der RTBF.
Di Rupo wusste zumindest, dass König Albert darüber nachdachte, abzudanken. Nicht mehr und nicht weniger. Er habe aber nie versucht, auf die Entscheidung des Königs einzuwirken. Er habe sich nur erlaubt, den König darauf hinzuweisen, dass es - falls er sich so entscheide - keinen Weg zurück gebe.
Am Morgen des 3. Juli bekommt Di Rupo die Entscheidung des Königs schriftlich. Di Rupo sagt eine für den Morgen anberaumte Sitzung des Ministerrates ab. Wenig später ruft er das Kernkabinett zusammen.
13:15 Uhr: Die Regierungsspitze ist im Palast versammelt. König Albert der Zweite tritt vor den Premier und die Vizepremiers und gibt seine Entscheidung bekannt. "Ein emotionaler Augenblick", erinnert sich Di Rupo.
Danach bereitet sich König Albert auf die Aufzeichnung seiner Rede vor. Die Fernsehsender werden benachrichtigt. Premier Di Rupo ruft in der Zwischenzeit den Ministerrat in seiner Gesamtheit zusammen. Und jetzt schauen alle nach vorn: Es gilt, den Thronwechsel am Nationalfeiertag vorzubereiten. Die Zeit ist knapp.
Am Ende sollte aber alles wie am Schnürchen laufen, die Stabübergabe erfolgt ohne Probleme und ohne Misston. Er denke mit einer gewissen Wehmut an jenen 3. Juli 2013 zurück, sagt Elio Di Rupo. Er habe die Kontakte mit König Albert immer als sehr professionell und sehr korrekt empfunden.
Es sind große Fußstapfen, in die König Philippe seit fast einem Jahr tritt. Bislang hat er da aber einen makellosen Parcours abgeliefert.
rop- Bild: Olivier Polet (belga)