Weil die politische Krise noch etwas andauern könnte, das Parlament in der Zeit aber nicht still stehen will, muss die Kammer funktionsfähig gemacht werden. Dazu gehören ein Präsidium und ein Übergangsvorsitzender – bis die neuen Mehrheitsverhältnisse klar sind und ein "richtiger" Präsident gewählt werden kann.
Patrick Dewael ist am Montagnachmittag zum neuen Übergangsvorsitzenden der Kammer gewählt worden. Der 58-jährige Politiker der OpenVLD setzte sich im zweiten Wahlgang mit 86 Stimmen durch und erhielt damit die absolute Mehrheit der Abgeordneten.
Die größte Fraktion, die N-VA, hatte Siegfried Bracke ins Rennen geschickt, die PS André Flahaut, die Liberalen Patrick Dewael und die Grünen Meyrem Almaci. Weil keiner der Kandidaten die nötige Mehrheit erzielte, kam es zu einem zweiten Wahldurchgang. Doch kurz davor zogen Flahaut und Almaci ihre Bewerbungen zurück – wohl aus taktischen Gründen. N-VA und CD&V stimmten für Bracke, der Rest für Dewael, der sich also am Ende durchsetzte.
Patrick Dewael kehrt nach vier Jahren zurück auf den Stuhl des Kammervorsitzenden. Er bekleidete das Amt bereits zwischen Ende 2008 und Juli 2010.
Die N-VA war über die Niederlage ihres Kandidaten Bracke nicht erfreut. Vielleicht packte Bart De Wever deshalb in den Wartepausen ein Kartenspiel aus und vertrieb sich die Zeit damit. Pikant: Die Karten waren in den Belgien-Farben. Vielleicht, um die Haltung von Sozialisten, Liberalen und Grünen anzuprangern, die die N-VA überstimmt haben.
belga/alk/okr - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)