Bislang hatte sich Bart De Wever in Schweigen gehüllt. Auch nach dem Scheitern seiner Sondierungsmission und dem Abgang als Informator hatte er es sichtlich vermieden, die anderen Parteien zu brüskieren.
Im Antwerpener Fernsehsender ATV ließ er sich am Abend aber doch zu einem Kommentar hinreißen. Die Benennung von Charles Michel sei eine schlechte Neuigkeit für seine Partei, sagte De Wever.
Schließlich habe die MR erst vor einigen Tagen klargemacht, dass sie eine Dreierkoalition wünsche: ein Bündnis aus Sozialisten, Christdemokraten und Liberalen - ohne die N-VA. Das Land brauche aber eine Regierung, die tue, was sie tun müsse. Und eine Dreierkoalition sei da sicher nicht die richtige, sagte De Wever.
Eine Umfrage, die die Zeitung Het Laatste Nieuws am Samstag veröffentlicht, scheint ihm da Recht zu geben. Demnach lehnen vier von fünf Flamen eine klassische Dreierkoalition ab. Eine Mehrheit der Bürger im nördlichen Landesteil wünsche sich vielmehr eine Mitte-Rechts-Regierung unter Führung des scheidenden flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters (CD&V).
Und noch eine Erkenntnis: Die N?VA ist der Umfrage zufolge nach dem Scheitern der De Wever-Mission nur noch populärer geworden. Sie käme demnach jetzt auf 38,4 Prozent der Stimmen.
Michel startet Gespräche
Der neue Informator Charles Michel hat unterdessen die Arbeit aufgenommen. Am Samstag trifft Michel den scheidenden Premierminister Di Rupo und die Sozialpartner. Der MR-Chef war am Freitag von König Philippe damit beauftragt worden, auszuloten, welche Koalitionen auf föderaler Ebene möglich sind.
Die Arbeitgeber erklärten, sie würden einer Mitte-Rechts-Koalition klar den Vorzug geben. Sie fordern von einer neuen Regierung, dass sie vor allem Privatunternehmen unterstützt. Die aktuelle Beschäftigungspolitik komme in erster Linie öffentlichen Unternehmen und dem Non-Profit-Sektor zugute. Eine neue Regierung müsse Reformen bei den Renten und der Lebensarbeitszeit angehen sowie die Lohnkosten senken.
Die Gewerkschaften wollen sich nicht zu den möglichen Koalitionen äußern. Sie sagten, die neue Regierung müsse für finanzielle Gerechtigkeit und Wirtschaftswachstum sorgen. Maßnahmen, die die Wirtschaft ankurbeln, müssten mehr Jobs und nicht mehr Gewinn schaffen.
Michel sagte, er wolle bei seinen Konsultationen seinen Gesprächspartnern gut zuhören und ihnen mit Offenheit begegnen. Am 4. Juli soll er König Philippe einen ersten Bericht vorlegen.
Bild: Benoit Doppagne/BELGA