Nach der Festnahme des mutmaßlichen Brüsseler Museums-Attentäters in Marseille hat die scheidende Innenministerin Milquet mehr Kontrollen der sogenannten Syrienkämpfer angekündigt. Milquet war in Paris mit ihrem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve zusammengekommen.
Die Behörden gehen davon aus, dass der Tatverdächtige Mehdi N. mehr als ein Jahr an der Seite von islamistischen Extremisten im syrischen Bürgerkrieg gekämpft hat. Der 29-jährige Franzose soll am Samstag vor einer Woche in das jüdische Museum in der Brüsseler Innenstadt eingedrungen sein und wild um sich geschossen haben. Drei Menschen wurden dabei getötet, ein weiteres Opfer schwebt noch immer in Lebensgefahr.
Mehdi N. war bereits am Freitag bei einer Drogenkontrolle des französischen Zolls gefasst worden. Per Reisebus war er von Brüssel aus ins südfranzösische Marseille gereist. In seinem Gepäck führte er eine Maschinenpistole vom Typ Kalaschnikow, einen Revolver sowie Munition mit sich - genau die Waffen, die beim Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel eingesetzt worden waren. Außerdem hat die Polizei auch die Tatkleidung, darunter die schwarze Mütze, bei ihm sichergestellt.
Der 29-Jährige war der französischen Polizei wegen Diebstählen und Überfällen bereits bekannt. Während seiner Haftzeit soll der Mann sich radikalisiert haben. 2012 soll er über Brüssel, London und Istanbul nach Syrien gereist sein, wo er während mehr als einem Jahr an der Seite extremistischer Muslime gekämpft hat. Anschließend kehrte er, um Spuren zu verwischen, über Südostasien zurück nach Frankfurt.
Er soll dann in Belgien untergetaucht sein und sich in der Nähe von Kortrijk aufgehalten haben. Dort hat die Polizei am Sonntag zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt und zwei Personen vorläufig festgenommen. Nach einem Verhör wurden die beiden Bekannten des mutmaßlichen Attentäters wieder freigelassen, sie haben nach ersten Ermittlungen nichts mit seinen Terroraktivitäten zu tun. Im nordfranzösischen Tourcoing, der Heimat von Mehdi N., wurden die Großmutter und die Tante des Franzosen vernommen. Auch dort gab es Hausdurchsuchungen.
Die Sicherheitsdienste fürchten jetzt, dass auch andere Syrien-Rückkehrer in Europa blutige Anschläge verüben könnten. Belgiens scheidender Premierminister Di Rupo hat zu mehr Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern aufgerufen bei der Überwachung der Syrien-Rückkehrer. Antwerpens Bürgermeister De Wever fordert unterdessen, dass die Armee zur Sicherung von jüdischen Einrichtungen eingesetzt wird. Allein in Antwerpen leben schätzungsweise 20.000 Juden.
akn/est - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA