Ein Wahlabend ohne Resultate: So etwas hat es definitiv noch nie gegeben in Belgien. Das Problem ist überall da aufgetaucht, wo die alten Wahlcomputer zum Einsatz kamen. Das heißt neben den deutschsprachigen Kommunen auch im Großraum Lüttich und in den meisten Brüsseler Kommunen. In Flandern, wo ganz neue Wahlcomputer benutzt werden, sind überhaupt keine Probleme aufgetreten.
Wie das Innenministerium erklärte, seien allerdings nicht die veralteten Wahlcomputer das Problem, sondern eine neue Software zum Auslesen der Daten. Die eigentliche Stimmabgabe liege vor. Beim Auslesen der Daten habe es aber Probleme gegeben, weil es beim Addieren der Vorzugsstimmen unlogische Ergebnisse aufgetaucht seien. Deswegen habe das Lesegerät die Disketten mit den gespeicherten Daten nicht akzeptiert, erklärte Stéphan De Mul vom Innenministerium.
In Flandern werden bereits neue Wahlcomputer eingesetzt, dort kam es zu keinerlei Schwierigkeiten. In Ostbelgien, im Großraum Lüttich und in den meisten Brüsseler Gemeinden dagegen schon. Deswegen hat das Innenministerium im Laufe des Abends entschieden, die Auszählung in den betroffenen Gemeinden auszusetzen.
Die neue Software - die wohl offenbar in Kombination mit den alten Wahlcomputern versagt hat - wurde von der wallonischen Firma Stésud entwickelt. Wie das Innenministerium erklärte, seien im Vorfeld zahlreiche Tests durchgeführt worden. Außerdem hätten außenstehende Experten das Programm sogar zertifiziert.
Zurück zur Papierwahl?
Der Vorfall gestern dürfte die größte Panne in der Computerwahlgeschichte in Belgien sein. Sobald alle Wahlergebnisse vorliegen, wird der Ausfall wohl ein ausgewachsenes Nachspiel haben.
Nicht nur in Ostbelgien ist viel Kritik laut geworden, auch in Brüssel. "Das Innenministerium ist nicht einmal in der Lage, vernünftige Computerprogramme zur Verfügung zu stellen", echauffierte sich etwa Bernard Cleyrfayt, der Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek.
Die Präsidenten von MR, PS, CDH und Ecolo schlugen vor, bei der nächsten Wahl ganz auf die Computer zu verzichten und zurückzukehren zu Stift und Papier.
Bild: BRF
Die Firma Stesud gibt es nicht mehr. Sie fusionierte Anfang des Jahres mit der Firma Adehis. Daraus entstand die neue Firma Civadis, die der NRB-Gruppe angehört.