Das Leben in Vilvoorde steht still. Die Stadt nördlich von Brüssel trauert um ihren bekanntesten Einwohner, ihren ehemaligen Bürgermeister. Viele Menschen haben am Freitag in Vilvoorde Abschied von Jean-Luc Dehaene genommen. An dem Staatsbegräbnis für den früheren Premierminister nahm auch ein Vertreter des Königshauses teil.
Zeitgenossen von Jean-Luc Dehaene, dazu die vollständige Föderalregierung mit Premierminister Elio Di Rupo, Oppositionsführer Bart De Wever und unzählige Parteigenossen von der CD&V waren anwesend. Wouter Beke, der Vorsitzende der flämischen Christdemokraten, versuchte, die Trauer in Worte zu fassen: "Jean-Luc Dehaene hat oft genug bewiesen, dass er das Unmögliche möglich machen konnte. Er konnte wie kein Zweiter Kompromisse schließen."
Auch aus Ostbelgien waren Christdemokraten gekommen. Die CSP-Delegation wurde angeführt vom scheidenden EU-Abgeordneten Mathieu Grosch. Das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft war ebenfalls auf dem Staatsbegräbnis vertreten - unter anderem durch Parlamentspräsident Alexander Miesen. Deutschland wollte Dehaene am Freitag ebenfalls die letzte Ehre erweisen. Der ehemalige Bundesminister Norbert Blüm von der CDU vertritt die Bundesrepublik.
Auch zahlreiche Pfadfinder aus Vilvoorde erwiesen ihm die letzte Ehre. Denn das war neben dem Fußball, die andere große Leidenschaft von Jean-Luc Dehaene: Er war jahrelang Pfadfinderleiter. Die Zeremonie wurde auf dem Platz vor der Kirche auf einer Großleinwand übertragen. Dazu hatten sich mehrere hundert Menschen eingefunden.
In den Ansprachen während der Trauerfeier wurden immer wieder die Führungsqualitäten und die Kompromissfähigkeit des Politikers hervorgehoben.
Der flämische Christdemokrat Dehaene gilt als einer der bedeutendsten Gründerväter des föderalen Belgiens. Er war am 15. Mai unerwartet während eines Frankreich-Urlaubs gestorben.
belga/alk/est/jp - Bilder: Dirk Waem (belga)