Belgien trauert um Jean-Luc Dehaene. Der flämische Christdemokrat war nicht nur Premierminister, er gilt als der Gründer und Bauherr des föderalen Belgiens. "Wir verlieren einen außergewöhnlichen Staatsmann und ich persönlich einen ganz besonderen Weggefährten", sagte Premierminister Elio Di Rupo.
Auch viele andere Politiker würdigten Jean-Luc Dehaene, den Pragmatiker, den "Klempner", den Kompromiss-Gestalter, den manchmal plump und derb anmutenden Politiker. Wegen seiner Durchsetzungskraft wurde er auch der "Bulldozer" genannt - "der aber das Herz am rechten Fleck hatte", betonte der flämische Ministerpräsident Kris Peeters.
Bauherr des föderalen Belgiens
Nach der politischen Krise der 1980er Jahre und den unzähligen Martens-Regierungen schaffte Jean-Luc Dehaene den Durchbruch für das moderne Belgien.
Dehaene war von 1992 bis 1999 Premierminister. Er wird vor allem wegen der großen Föderalismus-Reform in Erinnerung bleiben - und für das Sparpaket mit dem Namen "Globalplan", mit dem er das Land finanziell sanieren und fit für den Euro machen wollte. Dehaene war nicht nur Politiker, sondern auch ein großer Fußball-Fan. Vor allem der FC Brügge hatte es ihm angetan.
Bis zuletzt war Dehaene für die Europäische Volkspartei (EVP) Mitglied des Europäischen Parlaments. Wegen eines Tumors an der Bauchspeicheldrüse musste er allerdings kürzer treten und fiel für mehrere Monate aus. Nach einer schweren Operation vor zwei Monaten befand er sich auf dem Weg der Besserung.
Jean-Luc Dehaene starb am Donnerstag in einem französischen Krankenhaus. Er habe gemeinsam mit seiner Frau eine Niederlassung der belgischen Bäckerei-Gruppe Lotus in der Bretagne besucht, berichtet die Nachrichtenagentur Belga. Schon bei seiner Ankunft in dem Werk in Briec habe er sich unwohl gefühlt. Kurze Zeit später wurde Dehaene dann mit Notarzt ins Krankenhaus gebracht, wo er starb. Erst war von einem Sturz berichtet worden.
vrt/belga/sd/km/alk - Bilder: BELGA