Nach den heftigen Anwohner-Protesten der letzten Tage ist jetzt Bewegung in die Akte "Fluglärm über Brüssel" gekommen. Staatssekretär Melchior Wathelet hat die Flugkorridore angepasst - ohne jedoch den neuen Rahmenplan abzuändern. Konkret heißt das, dass die Hauptstadt nur noch halb so oft wie derzeit überflogen werden soll.
Außerdem verlängert sich die Nachtruhe der Brüsseler um zwei Stunden. Flüge zwischen 22 Uhr am Abend und 7 Uhr morgens sollen nicht mehr über die dicht besiedelten Brüsseler Gemeinden geleitet werden. Auch tagsüber sollen es deutlich weniger werden.
Melchior Wathelet hatte keine andere Wahl: Jetzt, wo sich vermehrt Politiker in das Thema eingeschaltet hatten, drohte die Akte "Fluglärm in Brüssel" zur tickenden Zeitbombe im Wahlkampf zu werden - ganz besonders für seine CDH-Partei. Der Staatssekretär hat die Flugkorridore am Dienstagabend deswegen kurzer Hand anpassen lassen.
Die sogenannte „Ikea-Route“ über Zaventem, Tervuren und Bertem soll häufiger benutzt. Einige Fluggesellschaften haben sich zudem bereit erklärt, Umwege zu fliegen, um stark überflogene Kommunen zu entlasten.
Anfang Februar waren die neuen Flugrouten in Kraft getreten, um den Fluglärm am Nord- und Ostrand Brüssels zu senken. Doch dagegen formierte sich in den Gemeinden der Hauptstadt heftiger Widerstand.
Region Brüssel hält Klage gegen "Wathelet"-Plan aufrecht
Die Region Brüssel hält ihre Klage gegen den sogenannten "Wathelet"-Plan zu den Flugrouten über Brüssel aufrecht. Das kündigte die Brüsseler Umweltministerin Evelyne Huytebroeck an. Die Region Brüssel will über ein gerichtliches Eilverfahren erreichen, dass die neuen Einflugschneisen von Flugzeugen über dem Hauptstadtgebiet wieder geändert werden. Hintergrund ist unter anderem eine Lärmstudie, die zu dem Schluss kam, dass über den neu überflogenen Stadtteilen massiv gegen Lärmobergrenzen verstoßen wird. Trotz der neuen Anpassung der Flugrouten durch Wathelet soll das juristische Verfahren angestrebt werden.
Evelyne Huytebroeck kritisierte Wathelets jüngste Entscheidungen als halbberzige Maßnahmen. Unterdessen warfen die flämischen Koalitionsparteien Melchior Wathelet in der Abänderung der Flugrouten einen Alleingang vor. Die NV-A forderte den Rücktritt des Staatssekretärs.
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