Ein Rundfunkduell zur Föderalwahl zwischen dem Spitzenkandidaten der frankophonen Liberalen, Didier Reynders, und dem sozialistischen Premierminister, Elio Di Rupo, hat am Morgen für Empörung gesorgt. Das Rededuell fand im Radiosender La Première der RTBF statt.
Zum Ende der Debatte sagte Di Rupo, dass er keine Neuauflage einer Regierung Martens (CVP)/Gol (MR) wolle, die in den 80er Jahren harte Einsparungen vornahm. Reynders reagierte verärgert und erklärte, viel Respekt für beide Staatsmänner zu empfinden.
"In den zehn Jahren danach, ohne Liberale in der Regierung, hatte wir Entführungen von jungen Kindern, Affären und eine ganze Reihe weiterer Dossiers, die das Land schockierten. Eine Rückkehr der Liberalen 1999 war notwendig, um die Ordnung wiederherzustellen", fügte Reynders hinzu.
Vor allem die Aussage zu den Kindesentführungen hat Entrüstung bei den politischen Gegnern von Reynders ausgelöst, vor allem bei den frankophonen Sozialisten. PS-Präsident Magnette sprach von einer "schändlichen verbalen Entgleisung". Ähnlich äußerte sich Wouter Beke von den flämischen Christdemokraten. Ecolo-Minister Philippe Henri fordert, dass sich Reynders entschuldigt.
Über Twitter erklärte Reynders später, er habe auf den Polizeikrieg anspielen wollen.
Reynders will sich zu Äußerung melden
Außenminister Reynders will nach seiner Rückkehr aus Wien, wo er am Dienstag am Treffen des Europarates teilnahm, Stellung beziehen zu seinen umstrittenen Äußerungen.
Reynders erklärte nach dem Rededuell, er sei falsch verstanden worden. Er habe nichts suggerieren, sondern nur darauf hinweisen wollen, dass es mit Hilfe der Liberalen die längst überfällige Polizeireform gegeben habe.
vrt/rtbf/jp/mh - Archivbild: Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA