Auch in Belgien fliegen Drohnen schon durch die Luft, allerdings meist illegal. Nur auf den Plätzen von Modellflugzeugclubs dürfen sie zurzeit starten und landen. In den Schubladen der Föderalregierung liegt derzeit ein Gesetzesentwurf, der den Gebrauch von Drohnen auch in Belgien legalisieren soll,so, wie das andere europäische Länder schon getan haben.
Schon ab 60 Euro kann man bei uns eine Drohne in spezialisierten Geschäften kaufen. Ein kleines Fluggerät, das man per Fernsteuerung in die Luft befördert. Die Belgier greifen gerne zu bei diesem technischen Spielzeug. Vor allem interessant sind Drohnen, die man mit einer Kamera ausrüsten kann. Sie nimmt dann Bilder aus der Luft auf. Spektakuläre Bilder zumeist, die dem menschlichen Auge sonst verwehrt bleiben.
Doch Drohnen sind in Belgien ein Problem, denn mag ihr Verkauf legal sein, so ist es ihr Einsatz in der Regel nicht. Bertrand Mathot, der in seinem Modellspielzeuggeschäft auch Drohnen verkauft, warnt vor den Gefahren, die das mit sich bringt. Seiner Meinung nach müsse der Gesetzgeber schnell handeln und einen rechtlichen Rahmen zur Nutzung der Drohnen schaffen, bevor es zu einer Katastrophe komme. Denn Drohnen könnten sehr hoch in die Luft fliegen. Wenn sie dort mit einem anderen Flugobjekt zusammenstoßen, könnte das verheerende Folgen haben.
Es handelt sich also um eine Legalisierung aus Sicherheitsgründen, aber auch, um belgischen Unternehmen keinen Nachteil im europäischen Vergleich zu verschaffen. So sieht es Bruno Neef De Sainval. Er ist Leiter einer Filmproduktionsfirma. In Frankreich, so sagt er, könne man schon ohne weiteres mit Drohen aus der Luft filmen. In Belgien sei das noch verboten. Testflüge, die man nur auf Plätzen von Modellflugzeugclubs machen kann, würden aus professioneller Sicht seiner Branche nicht viel bringen.
Zukunftsmarkt
Bei der belgischen Regierung scheint man die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Drohnen sind ein Zukunftsmarkt, dem sich Belgien nicht länger verschließen sollte. Deshalb ist ein Gesetz schon weitgehend vorbereitet, dass bald nach den Wahlen im Mai verabschiedet werden soll. "Es soll den Einsatz der Drohnen streng reglementieren und auch die Privatsphäre der Bürger schützen", sagt es Vasantha Fagard vom Föderalen Öffentlichen Dienst für Mobilität. Man müsse keine Angst haben, dass Drohnen einfach so über die Köpfe der Leute hinwegfliegen würden. Das Gesetz werde rechtliche Zulassungen und Immatrikulationen vorschreiben. Der Pilot am Boden müsse das fliegende Objekt immer im Auge behalten, und die Drohne dürfe nicht höher als 80 Meter fliegen.
Siim Kallas, der EU-Kommissar für Verkehr, wird solche Worte gerne hören. Erst Anfang April hatte er Pläne der EU-Kommission angekündigt, den Einsatz von Drohnen in der EU zu regeln, so, dass auf der einen Seite das wirtschaftliche Potenzial der Drohnen ausgenutzt werden kann, gleichzeitig aber auch Sicherheit und Privatsphäre der Menschen garantiert bleiben. Denn viele Leute, ihn selbst eingeschlossen, hätten Bedenken gegen Drohnen. Deshalb müssten die Vorschriften für ihren Einsatz streng sein. Kallas schlägt deshalb vor, EU-weit einheitliche Regeln zu erlassen mit denen, wie er wörtlich sagte, alle arbeiten können.
Die Frage ist nur, ob die EU mit ihrem Wunsch nach einheitlichen Regeln nicht zu spät kommt. Schon jetzt gehen die nationalen Regelungen auseinander. Sollen in Belgien die Drohnen im privaten Gebrauch nur höchstens 80 Meter hoch fliegen dürfen, so erlaubt Österreich zum Beispiel 150 Meter. In Frankreich dürfen kleine Drohnen ebenfalls bis 150 Meter fliegen. Wenn sie mit einer Kamera ausgestattet sind, wird die Maximalhöhe auf 100 Meter beschränkt.
Fraglich bleibt auch, wie die strengen Regeln, von denen man überall spricht, tatsächlich kontrolliert werden sollen. Die Drohne am Schlafzimmerfenster der Nachbarn, über dem Auto des ungeliebten Arbeitskollegen - wer soll solche Fälle bearbeiten? Eher bleibt zu befürchten, dass hier ein weiteres Kapitel zur Auflösung der Privatsphäre geöffnet wird, im Namen wirtschaftlicher Interessen. Die EU-Kommission schätzt, dass der Markt für zivil genutzte Drohnen explodieren wird. Nicht nur Verkehrsüberwachungen oder Bilder aus Katastrophengebieten könnten gemacht, sondern auch Pakete von Online-Händlern per Drohne zu Kunden transportiert werden.
Schon heute stellen über 200 Unternehmen Drohnen her. Dem Markt wird ein Potenzial von 15 Milliarden Euro pro Jahr prophezeit. EU-Forschungsprojekte kümmern sich darum, die Geräte zu optimieren, finanziert durch Steuergelder der Bürger. Auch aus Belgien, wo man sich mit der Legalisierung der Drohnen genau wie im übrigen Europa auf ein Risiko einlässt, dessen tatsächliche Tragweite zurzeit keiner genau vorhersagen kann.
Archivbild: Drohne der Sägerei Pauls