Im Internet kursiert ein Film, in dem Menschen erleben, wie die Nachwelt sie in Erinnerung hält: Sie finden sich auf einer Trauerfeier wieder, und stellen irgendwann fest, dass es die eigene ist.
Hier einige Beispiele: In der Mitte des Raums steht ein Sarg. Die Anwesenden trauern um einen lieben Menschen. Kim ist quasi zufällig da hineingeraten. Sie hatte einen Termin mit einem Bekannten, wird aber in den Raum geführt und sitzt plötzlich mittendrin. Irgendwie weiß sie nicht so recht, wie ihr geschieht, bis der Zeremonienmeister den Angehörigen des Toten das Wort erteilt. "Die kenn' ich doch?", liest man der jungen Frau vom Gesicht ab. Es ist ihre Freundin Tineke. "Warum ausgerechnet du? Warum musstest du gehen, der Mensch, mit dem ich alles geteilt habe, mit dem ich in einigen Tagen zusammen nach Brasilien fahren wollte?" Spätestens da geht der jungen Frau auf, dass es um sie geht...
Mélanie erlebt denselben Schock. Ihr Vater steht am Rednerpult. "Am 21. Oktober klingelte das Telefon. Doch es war nicht deine Stimme, sondern die Polizei... Mein Kind, ich wäre gerne stark... Aber wie soll ich das machen? Ich bin ein Vater, der seine Tochter begräbt"... Bei Grégory ist es der beste Freund, der die Grabrede hält: "Du bist der Bruder, den ich niemals hatte. Du sieht irgendwie blöd aus in deinem Sarg und ich wohl noch blöder, wenn ich jetzt mit dir rede."
Kim und Mélanie beginnen irgendwann zu weinen. Grégory, Brice, Olivier geht es auch nicht viel besser. Irgendwann im Laufe der Trauerfeier wird dann doch klar, worum es hier geht:"Fahr' nie mehr zu schnell", sagt Tineke und wendet sich direkt an ihre Freundin Kim. "Ich will dich nicht verlieren." Dieselbe Botschaft bekommt auch Mélanie von ihrem Vater und Grégory von seinem Kumpel ans Herz gelegt:"Fuß vom Gas".
Es handelt sich um eine Aktion des IBSR, des belgischen Instituts für Straßenverkehrssicherheit. Die sechs Menschen, die da auf der eigenen Beerdigung waren, und die dabei mit versteckter Kamera gefilmt wurden, das waren keine Schauspieler und sie waren auch nicht zufällig ausgewählt. Es waren notorische Raser, die der Polizei schon häufiger wegen überhöhter Geschwindigkeit ins Netz gegangen sind.
"Zugegeben", sagt Karin Genoe vom IBSR: "Die Aktion mag für den einen oder anderen zu hart anmuten. Nur: Das ist auch die Realität. Wenn Menschen durch einen Autounfall so plötzlich und brutal aus dem Leben gerissen werden, dann reagieren die Angehörigen ähnlich verzweifelt.Und bei gewissen Unverbesserlichen wirkt nunmal kein anderes Mittel", sagt die Sprecherin.
Der Film jedenfalls hat gesessen. Nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern auch für den Zuschauer. Zu sehen ist der Film auf der Seite goforzero.be. Ziel dieser Aktion ist es, die Zahl der Verkehrstoten zu senken, möglichst auf 0.
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)