Premierminister Di Rupo hat Sonntagmorgen auf dem Militärflughafen Melsbroek der belgischen Blauhelme und Zivilisten gedacht, die während des Völkermords in Ruanda vor 20 Jahren ihr Leben verloren. Angehörige der zehn getöteten Soldaten und der zwölf ums Leben gekommenen Zivilisten flogen anschließend von Melsbroek aus nach Kigali, wo sie an einer Gedenkfeier für die Opfer teilnehmen.
Begleitet werden die Familien von Außenminister Reynders und dem Minister für Entwicklungszusammenarbeit, Labille. Premier Di Rupo und Verteidigungsminister De Crem werden unterdessen am Montag der Zeremonie zum Gedenken aller bei Friedenseinsätzen getöteten belgischen Militärs am Grab des Unbekannten Soldaten in Brüssel beiwohnen.
Bei dem Völkermord in Ruanda 1994 waren binnen weniger Monate mindestens 800.000 Menschen - überwiegend Angehörige der Tutsi-Minderheit - getötet worden.
Frankreich bleibt Gedenkfeiern fern
Frankreich nimmt nicht an den Gedenkfeiern zum Völkermord im ostafrikanischen Ruanda teil. Grund sind Vorwürfe von Ruandas Präsident Paul Kagame, die Ex-Kolonialmacht sei an den Massakern vor 20 Jahren beteiligt gewesen. Das Außenministerium in Paris erklärte am Wochenende, man sei sehr erstaunt und überrascht von den Äußerungen. Sie stünden im Widerspruch zu dem seit Jahren laufenden Prozess des Dialoges und der Aussöhnung zwischen beiden Ländern. Eigentlich wollte Justizministerin Christiane Taubira zu der Gedenkfeier in Kigali reisen.
Reynders: "Opfern Anerkennung zollen"
In einem Interview mit der Wochenzeitung «Jeune Afrique» hatte Kagame auch Belgien in seine Vorwürfe einbezogen. Belgien sei zwar nicht an den Massakern beteiligt gewesen, habe aber bei der politischen Vorbereitung der Massenmorde im Frühjahr 1994 eine direkte Rolle gespielt. Außenminister Reynders reagierte auf die Anschuldigung mit Zurückhaltung und boykottiert die Gedenkfeier im Gegensatz zu Frankreich nicht. Ziel sei es, den Opfern Anerkennung zu zollen und nicht einem Präsidenten und seiner Regierung, sagte er am Sonntag.
Der damalige Außenminister Frankreichs, Alain Juppé, forderte Präsident Hollande auf, nach diesen unerträglichen Vorwürfen die Ehre des Landes zu verteidigen. Er erinnerte daran, dass noch viele Fragen ungeklärt seien, nicht zuletzt die Schlüsselfrage, wer das Flugzeug des ruandischen Präsidenten abschoss und auf wessen Geheiß. Der Abschuss war der Auslöser der Massaker gewesen. Frankreich sei es nicht gelungen, das zu verhindern, aber dabei stehe Frankreich nicht allein, so der damalige Außenminister des Landes.
Papst Franziskus ermutigte am Sonntag das Volk von Ruanda, den eingeschlagenen Weg zu Versöhnung und Eintracht fortzusetzen.
belga/dpa/mh/fs - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)