Zieht Depardieu nach Tournai? Viel Aufregung verbirgt sich hinter dieser Schlagzeile, mit der die Zeitung La Dernière Heure das neuste Kapitel in der Seifenoper von Gérard Depardieu in Belgien betitelt.
Es ist erst gut ein Jahr her, seitdem der französische Star-Schauspieler ein Domizil in der Gemeinde Estaimpuis bezogen hat. Direkt an der Grenze zu Frankreich, im Dunstkreis der Großstadt Lille. Jetzt will er eine Gemeinde weiterziehen, nämlich nach Tournai - so die Gerüchte.
Die Gründe sind nicht ganz klar. Aber aufschlussreich ist ein Video, das im Internet zirkuliert. Depardieu ist dort zu sehen, wie er an einem Tisch in einer lauten Künstlerbar sitzt und seine Meinung zu einer lokalpolitischen Affäre in Tournai ausbreitet. Nach wenigen Sekunden stellt sich eine Frau neben Depardieu. Es ist die Schöffin Marie-Christine Marghem von der liberalen MR. Immer wieder kommentiert sie kurz Depardieus Plauderei über die Brücke Pont des Trous. Die Brücke soll abgerissen werden, damit größere Schiffe auf der Schelde die Lokalwirtschaft ankurbeln. Depardieu findet das nicht gut. Es wäre schade, diese Brücke zu vernichten, sagt er. Die Brücke habe ihre eigene Geschichte und sei ihrerseits Teil der Geschichte der Stadt.
Depardieu hat auch schon Pläne, wie man die Brücke und ihr angrenzendes Viertel aufwerten könne. Dieses Viertel sei außergewöhnlich. Man solle daraus einen Platz der öffentlichen Begegnung machen. Ein wahres Künstlerviertel mit Artisten, Orchestern, Restaurants, Museen und Theatern. Schöffin Marghem ist sichtlich begeistert.
Für den Bürgermeister von Depardieus Noch-Heimatgemeinde Estaimpuis ist klar: Hier wird Depardieu politisch instrumentalisiert. Der Schauspieler hatte in Frankreich zuletzt den konservativen Nicolas Sarkozy unterstützt. Die liberale Schöffin Marghem mag ihm näher stehen als der sozialistische Bürgermeister von Estaimpuis. Alles nur Gerüchte? Genaueres weiß man noch nicht, Depardieu hat sich dazu nicht geäußert.
Doch selbst die Sozialisten aus Tournai sprechen schon von dem bevorstehenden Umzug von Obelix in ihre Stadt, machen sich aber gleichzeitig lustig. Depardieu wolle Bürger von Tournai werden, wisse aber noch nicht einmal, wie diese sich nennen würde. Beweis dafür sei das Internet-Video. Da stottert Depardieu herum, auf der Suche nach dem richtigen Namen der Menschen aus Tournai, und fragt dann Schöffin Marghem - die ihn aufklärt.
Depardieu überweist Vermögen nach Belgien
Fakten gibt es allerdings in einem anderen Fall, der Depardieu betrifft: Der Schauspieler hat angefangen, sein Vermögen von Frankreich nach Belgien zu überführen. Das Kapital seiner belgischen Holding 2712 ist im März sprunghaft gestiegen, von 20.000 Euro auf 12,3 Millionen Euro. Experten schätzen, dass das etwa zehn Prozent von Depardieus Gesamtvermögen ist. In der Holding liegen jetzt Depardieus Anteile von Weinbergen im Bordelais, von Restaurants und Feinkostläden in Paris sowie seiner Pariser Stadtwohnung.
Den Transfer wird Depardieu aus Steuergründen getätigt haben. Der gleiche Grund- offen ausgesprochen oder nicht -, der ihn schon vor gut einem Jahr dazu veranlasst hat, überhaupt von Frankreich nach Belgien zu ziehen.
Bild: Loic Venance (afp)