Am 28. Juni 2014 werden es genau 100 Jahre her sein, dass Erzherzog Franz Ferdinand, der Thronfolger Österreich-Ungarns bei einem Besuch in Sarajevo ermordet wurde. Es folgten die Juli-Krise und völlig unerwartet der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Unter der vierjährigen Auseinandersetzung hat vor allem das kleine Belgien gelitten. Nicht umsonst wird der Erste Weltkonflikt hierzulande bis heute der "Große Krieg" genannt.
100 Jahre später werden die 28 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union an die traurigen Ereignisse von damals erinnern und verlegen den ersten Gipfeltag an den Symbolort des Grauens, nach Ypern. Eine große Ehre für die Stadt, meint Bürgermeister Jan Durnez im BRF-Interview. "Die gesamte Region hat sehr stark gelitten - vor allem während des Ersten Weltkriegs", sagt Durnez. Die Anwesenheit der 28 Staats- und Regierungschefs der EU sei eine große Anerkennung für die Leiden der Stadt und des Umlands.
Ypern befindet sich mitten im sogenannten Westhoek, an der einstigen Westfront des Kriegs - da, wo sich die Soldaten in den Schützengräben fast vier Jahre lang gegenüberstanden und mörderische Kämpfe geliefert haben. In Ypern setzten die Deutschen auch erstmals Chemiewaffen ein. Das Senfgas trägt bis heute die Bezeichnung "Yperit". Ypern ist aber inzwischen eine Friedensstadt. Auch das soll am Tag des EU-Gipfels im Mittelpunkt stehen. "Wir wollen mit auf den Weg geben, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen kann und zusammenarbeiten muss", sagt Durnez.
Dass der Gipfel nach Ypern verlegt wird, ist eine persönliche Initiative von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. Seine Stadt habe gar keine Lobbyarbeit betreiben müssen, sagt der Bürgermeister. Dass Van Rompuy die Staats- und Regierungschefs nach Ypern bringt zeige, wie viel Bedeutung er dem Gedenken einräumt. Vor allem in der heutigen Zeit, in der es noch immer Kriege gebe und das Konfliktpotenzial groß sei.
Auf die Stadt Ypern kommt jetzt jedenfalls mächtig viel Vorbereitungsarbeit zu. In erster Linie auf die Polizei- und Sicherheitsdienste. "Wir haben zwar etwas Erfahrung durch den Papstbesuch und den Besuchen der Queen", sagt Bürgermeister Durnez.
Passendaele: Schon 300 Bomben ausgegraben
Nach dem Fund eines Munitionslagers aus dem Ersten Weltkrieg sind im westflämischen Passendaele bereits 300 Bomben ausgegraben worden. Die Sprengkörper waren in der vergangenen Woche entdeckt worden. Es handelt sich um ein deutsches Waffendepot. Unter den Fundstücken sind viele hochgiftige Senfgasbomben.
Der Minenräumdienst der Armee braucht voraussichtlich noch bis zu vier Wochen, um das Depot vollständig zu räumen.
vrt/sh - Archivbild: BRF