Die extrem seltenen Tiere sind eine Leihgabe der Volksrepublik China und sollen die guten Beziehungen zu Belgien unterstreichen. Kein Wunder also, dass die Pandas am Sonntag einen Empfang, wie er sonst nur Staatschefs gewährt wird, bekommen haben. Premierminister Di Rupo hat die beiden Tiere bei ihrer Ankunft am Flughafen in Zaventem höchstpersönlich begrüßt.
Zugegeben: Die Pandas sollte man nicht als Witz abtun. Es ist schon eine ganz besondere Ehre für Belgien, dass ausgerechnet unser kleines Land die seltenen Tiere erhalten hat. Hao Hao und Xing Hui werden dem Tierpark Pari Daiza in Di Rupos Heimat Mons sicher viele Besucher bescheren. Das ist gut für unsere Wirtschaft. Aber mal ehrlich: Statt mit den netten Panda-Bildern am Flughafen sollte der Regierungschef doch lieber mit Inhalten punkten. Der präsidiale Stil von Premierminister Elio Di Rupo, seine geleckte Kommunikation… langsam, aber sicher wäre es an der Zeit, dass er sich wieder den Sorgen und Nöten der Bürger widmet. Übrigens nicht nur er. Auch fast alle anderen Politiker sind derzeit nur mit ihrem Außenbild beschäftigt, leider nicht mit Inhalten.
Dabei bleiben bis zu den alles entscheidenden Wahlen keine drei Monate mehr. Und bislang hat keine Partei sich getraut, die Wahrheit zu sagen: Dass harte Zeiten auf uns zukommen. Dass wir angesichts der hohen Staatsverschuldung und der Alterung der Gesellschaft vor einer ernsten Herausforderung stehen. Von Klimawandel und Energiewende gar nicht erst gesprochen…
Gerade darum sollte es aber jetzt gehen: Gesellschaftliche Zukunftsmodelle sollten wir diskutieren, über die dringend benötigte Reform des Steuerwesens. Mittlerweile müssen wir Belgier fast die Hälfte unseres Bruttoinlandsprodukts für Steuern und Sozialabgaben aufwenden - nur die Dänen zahlen noch mehr. Fast täglich gibt es Meldungen von Unternehmen, die am Standort Belgien schließen. Begründung, fast immer: zu hohe Lohnkosten. Das Thema Arbeitsplatzerhalt sollte in den Mittelpunkt rücken. Darüber sollten die Politiker reden. Das Wahlvolk fordert keineswegs Wunderlösungen, höchstens einen Funken von Ansatz.
Von der jetzt regierenden Generation 50+, die im nächsten Jahrzehnt irgendwann in den Ruhestand treten wird, haben wir jüngere Generationen das Recht zu erfahren, was sie gedenkt zu tun, um den Schuldenberg, den sie über Jahre angehäuft hat und uns jetzt hinterlässt, irgendwie in den Griff zu bekommen.
Wie wollen wir unsere Wohlfahrt sichern, unsere sozialen Standards, das angenehme Lebensflair in Belgien? Um all diese Fragen sollte es drei Monate vor der Wahl gehen. Wenn jetzt nicht über Inhalte debattiert wird, wann dann? Ansonsten dürfte es nach der Wahl für viele ein böses Erwachen geben, wenn es auf einmal aus dem Nichts tiefe Einschnitte und einen drastischen Sparkurs gibt.
Der Vorschlag an Regierung und Opposition: Lasst uns jetzt während der tollen Tage feiern. Aber an Aschermittwoch muss Schluss sein. Spätestens dann muss das Panda-Kostüm endgültig in der Mottenkiste verschwinden.
Sehr geehrter Herr Kniebs,
- Man kann Ihnen nur beipflichten: Die Politiker sollten sich bitte schön um die Inhalte kümmern, denn dazu wurden sie schließlich gewählt!
- Sie machen Sich auch zu recht Sorgen um die hohe Staatsverschuldung, die ja wiederum Unternehmensinsolvenzen und Arbeitslosigkeit zur Folge hat. Die Lösung wäre aber einfach: Die EZB bräuchte nur - und sie könnte es, wenn unsere Staats- und Regierungschefs das so wöllten! - das notwendige Geld zu drucken und damit die Schulden bei den Gläubigern zu tilgen! Leider will aber Niemand, auch nicht bei den Medienvertretern, etwas von dieser einfachen Lösung wissen!
"Der Bedrohte Frieden" Hanser Verlag
Carl Friedrich von Weizäcker schrieb 1983 wie sich die Welt in eine totale Katastrophe hinein entwickelt. Damals lachten sie ihn alle aus. Massenmanipulation durch die Medien, Verarmung, Verseuchung des Lebens, totale Überwachung und weltweite Kriege eingeschlossen. Weizäcker beschreibt die Auswirkungen einer dann einsetzenden "Globalisierung", ein Wort, das es damals noch nicht gab.
Es stimmt, niemand will von einer einfachen Lösung wissen.