Das, worüber schon seit einiger Zeit geredet und zum Teil auch gewitzelt wird, das will die SNCB jetzt umsetzen. Konkret: Die Züge sollen in Zukunft langsamer fahren. Damit will die Staatsbahn ihr Pünktlichkeitsproblem unter Kontrolle bekommen.
Die Zeitung Het Nieuwsblad hat die Pläne einsehen können. Die Verlängerung der Fahrtzeiten ist demnach manchmal spektakulär: Für die Strecke De Panne-Brüssel werden im neuen Fahrplan 29 Minuten mehr eingeplant. Der neue Fahrplan soll ab Ende des Jahres greifen.
Zu diesem Zeitpunkt werden auch die sogenannten IR-Züge abgeschafft, berichten die Zeitungen La Libre Belgique und La Dernière Heure. Beide Blätter haben ebenfalls die neuen Pläne der SNCB einsehen können. IR-Züge fahren längere Strecken, halten dennoch quasi an jedem kleineren Bahnhof.
Diese Angebote sollen gestrichen werden; dafür will die SNCB mehr IC-Züge einsetzen, die zwischen größeren Städten verkehren und nur in wichtigen Bahnhöfen halten. Priorität werden also künftig die großen Achsen haben mit - im Mittelpunkt - Brüssel.
Der bisherige Transportplan stammt noch aus dem Jahr 1998; in der Zwischenzeit ist die Zahl der beförderten Fahrgäste aber um 50 Prozent gestiegen. Man müsse also die Schwerpunkte neu definieren, heißt es bei der Bahn. La Libre Belgique rechnet dennoch mit Widerständen aus den von Einschnitten betroffenen Ortschaften.
Fahrplanwechsel stößt in Gouvy-Vielsalm auf Kritik
Die SNCB streicht im künftigen Fahrplan mehrere Züge auf der Strecke Gouvy-Vielsalm-Liège. Darunter ist auch eine Verbindung am Morgen, die derzeit täglich rund 60 Schüler nutzen. Ein anderer Zug, der bislang gegen 8:20 Uhr in Lüttich ankommt, soll künftig eine halbe Stunde früher Lüttich erreichen.
In der Zeitung La Meuse äußern Eltern ihre Bedenken zum neuen Fahrplan. Durch den Fahrplanwechsel wären die Schüler wesentlich länger unterwegs als nötig. Der neue Fahrplan tritt im Dezember in Kraft.
lameuse/okr - Archivbild: Siska Gremmelprez (belga)
Noch besser wäre es, die Fahrtzeit Eupen-Ostende mit 7 Stunden anzusetzen. Erreicht der Zug dann schon nach 3,5 Std. den Zielbahnhof, bricht jedesmal ungeheurer Jubel unter den Fahrgästen aus und das Image der SNCB wird enorm verbessert. "Rekordfahrten am laufenden Band".. etc.
Leider muss ich Eckehard von Doelm wiedersprechen: Wo kämen wir denn hin, wenn die Bahn auf einmal überpünktlich wäre? Das geht natürlich überhaupt nicht.
Im Land des Surrealismus wird also der Schwerpunkt auf der Bedienung größerer Bahnhöfe liegen. Genial! Schluss mit lustig für die pittoresken Haltestellen in der Pampa! Wer als Pendler nicht das zweifelhafte Glück hat, neben Großstadtbahnhof A zu wohnen um nach Großstadtbahnhof B zu fahren, braucht ja dann mal bloß mit dem eigenen fahrbaren Untersatz in die nächste größere Stadt zu fahren, einen teuren Parkplatz zu suchen, und dann im Dampfloktempo in die nächste Metropole zu zuckeln!
Zugegeben: Der geschätzte Fahrgast könnte auch gleich mit dem Pkw ans Ziel fahren. Aber die SNCB-Vorstandsmitglieder müssen ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen!
Dass schienengebundene Fahrzeuge auch effizient betrieben werden können, zeigt das Beispiel der Brüsseler U-Bahn, die ja nun wirklich so einiges an Zügen durch die City jagt, die - man glaubt es kaum - auch noch alle paar hundert Meter anhalten müssen und trotzdem eine zügige Beförderung von A nach B ermöglichen.
Wie wäre es mit einem Schnupperkurs bei der STIB, liebe SNCB-Bonzen?
Das Motto lautet also : Mit Volldampf in die Vergangenheit.
In der Dampflokzeit benötigte man weniger Zeit auf der Strecke Brüssel-Luxemburg. Und alle Züge waren pünktlich.
Hat ein SNCB-Bonze schon einmal mit dem Zug gefahren ?