Besonders heftig ist Finanzminister Koen Geens kritisiert worden. Er hatte die Gehaltserhöhung erst verteidigt, ruderte schließlich aber wieder zurück. Das Thema Dexia ist und bleibt hochkompolex. Da gibt es nicht nur Gut oder Böse, schwarz oder weiß.
Nochmal zur Erinnerung: Dexia, das die größte "Bad Bank" Europas - gefüllt mit unzähligen toxischen Produkten. Dexia, das ist die marode Restbank, die nach der Zerschlagung der gleichnamigen belgisch-französischen Finanzgruppe übrig geblieben ist. Dexia, das ist auch eine Bürgschaft des belgischen Staates über 43 Milliarden Euro. Sie haben richtig gehört: 43 Milliarden Euro. Geht etwas schief bei Dexia, muss der Staat, müssen wir alle dafür geradestehen. 43 Milliarden Euro: Das wäre ein schmerzliches Sparpaket von unvorstellbarem Ausmaß. Pro Kopf müsste jeder Belgier knapp 4.000 Euro beisteuern. Kurzum: Dexia ist eine tickende Zeitbombe, die besser niemals explodiert, noch nicht mal ins Schwanken gerät.
Finanzminister Koen Geens hat nicht ganz Unrecht, wenn er meint, dass man für das "Schiff Dexia" die allerbesten Kapitäne braucht. Der marode Frachter muss irgendwie, so sicher wie möglich, durch das turbulente Meer gesteuert werden. Land ist noch lange nicht in Sicht: Erst in 30 Jahren wird der Albtraum Dexia für uns Belgier vorbei sein - WENN das Schiff nicht vorher untergeht. Dann dauert es noch länger. Verständlich also, dass Geens unbedingt die besten Leute an Bord haben will. Aber die kosten eben was, sonst wandern sie zur Konkurrenz ab. Da hat sich der Minister gedacht: "Was sind schon 100.000 Euro brutto im Jahr zusätzlich für drei Direktoren, wenn dadurch eine finanzielle Katastrophe verhindert werden kann?" Aus seiner akademischen Sicht des langjährigen Wirtschaftsprofessors durchaus nachvollziehbar.
Doch die Kritiker sowohl in der Opposition als auch der Mehrheit, die in den letzten Tagen auf die Barrikaden gegangen sind, haben ebenfalls stichhaltige Argumente. Besagte drei Dexia-Direktoren gehören ausgerechnet zu den Leuten, die schon vor der Finanzkrise am Ruder waren. Die wild spekuliert und die Bank in den Abgrund getrieben haben. Ihnen mehr Gehalt zu zahlen ist ethisch nicht unbedingt vertretbar. Wenn man auch noch weiß, dass die Dexia nur durch Steuergelder gerettet werden konnte und über Wasser gehalten wird, ist die Forderung nach mehr Gehalt sogar ganz schön dreist. Um ihre Fehler auszubügeln, müssten die dreisten und verantwortungslosen Dexia-Bosse von einst eigentlich umsonst arbeiten. Tag und Nacht. Eigentlich, denn so einfach ist das Ganze nicht. Sie wissen schon: Dexia ist eine tickende Zeitbombe - um sie zu entschärfen braucht man die besten Fachleute.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang nur eins: Dexia-Chef, der Belgier Karel De Boeck und nicht betroffen durch die geplante Gehaltserhöhung, bleibt für weitere zwei Jahre im Amt. Bislang hat er einen guten Job gemacht, konnte offenbar schon einige Risiken abbauen. De Boeck hat nicht nur die Dexia-Interessen vor Augen, sondern auch die des belgischen Staates und kann als Geschäftsführer darauf achten, dass die Franzosen uns nicht schon wieder über den Tisch ziehen.
Eine Sache noch: Das leidige Thema Managergehälter in öffentlichen Unternehmen sollte endlich ein für alle Mal geklärt werden. Wie viel wollen wir dafür ausgeben? Die Regierung sollte nach reiflicher Überlegung eine Summe festlegen. Verbindlich. Die dann für alle gilt. Ohne Ausnahmen. Damit das Thema nicht alle zwei Wochen wieder auftaucht und für aufgeheizte Diskussionen sorgt. Denn die eigentliche Sache um die es geht, bleibt dabei immer auf der Strecke...