Dexia gehört ja dem belgischen und dem französischen Staat. Belgien bürgt für insgesamt 43 Milliarden Euro für das, was von der einstigen Großbank noch übrig ist.
Entsprechend eben war auch die Empörung groß, als es hieß, die drei Manager bekämen einen Aufschlag von 30 Prozent. Finanzminister Koen Geens hat dafür ursprünglich sogar noch Verständnis aufgebracht. Jetzt rudert er zurück.
Dexia, das milliardenschwere Damoklesschwert
Nachdem die franko-belgische Großbank 2011 abgesoffen war, wurden Risikopapiere in einer so genannten Badbank ausgelagert. Diese Restbank firmiert immer noch unter dem Namen Dexia. Die einstige Dexia-Bank Belgien wurde vom belgischen Staat übernommen, heißt jetzt bekanntlich Belfius.
Dexia, das ist also im Wesentlichen ein Scherbenhaufen. Darin untergebracht sind z.B. Langzeitkredite, aber auch Ramschpapiere. Aufgabe der Dexia-Verantwortlichen ist es, diese Restbank abzuwickeln und damit möglichst viel zu Geld zu machen.
Belgien hat ein ziemlich großes Interesse daran, dass diese Abwicklung auch erfolgreich zu Ende gebracht werden kann. Frankreich, Luxemburg und Belgien bürgen für die Dexia - allein Belgien für unglaubliche 43 Milliarden Euro.
Ein Damoklesschwert eben, das, falls es über Belgien niedergehen würde, eine verheerende Katastrophe anrichten würde, die Staatsschuld -in Belgien ohnehin schon äußerst hoch- würde dann wirklich durch die Decke gehen.
Dexia, ein Beispiel dafür, welche Hypothek die Finanzbranche mit ihrem Größenwahn bzw. ihrem tiefer Fall dem Steuerzahler hinterlassen hat. Entsprechend gab's denn auch einen Aufschrei der Empörung, als es plötzlich hieß, drei Dexia-Direktoren bekämen ihre Bezüge aufgebessert, einen Aufschlag von 30 Prozent. Besagte Manager würden dann 450.000 Euro verdienen.
Harsche Kritik aus dem Parlament
"Kommt nicht infrage", tobten am Dienstag Im zuständigen Kammerausschuss Parlamentarier aus der Opposition und sogar aus der Mehrheit. "Auf welchem Planet leben denn diese Dexia-Banker?", tobte etwa der sp.a-Abgeordnete Dirk Van der Maelen. Wie können die es wagen? Wie können wir es schaffen, dass diese Leute endlich in der Realität ankommen?
Meyrem Almaci von den flämischen Grünen wies darauf hin, dass die Manager, deren Bezüge jetzt aufgebessert werden sollen, schon vor dem Absturz der Bank Verantwortungspositionen bekleidet haben; zwischen den Zeilen: sie tragen wohl zumindest eine Mitschuld an dem Dexia-Debakel.
Finanzminister Koen Geens wies allerdings darauf hin, dass man nicht immer wirklich die Wahl habe. Ich muss sie darauf hinweisen, sagte Geens im Kammerausschuss, dass es für einen Finanzminister nicht immer einfach ist, fähige Leute zu finden, um die beiden staatseigenen Banken zu leiten, also Belfius und Dexia. Also: Geens wirbt um Verständnis, nach dem Motto: gute Leute müssen auch gut bezahlt werden. Das war am Dienstag.
Groll auch in Frankreich
Mittwoch dann meldete sich der französische Finanzminister Pierre Moscovici zu Wort: die Gehaltsaufbesserungen bei Dexia seien unangebracht, polterte Moscovici. Er werde mit seinem belgischen Kollegen Geens Kontakt aufnehmen, um dafür zu sorgen, dass diese Entscheidung zurückgenommen wird.
In der Folge legte Koen Geens eine doch bemerkenswerte Pirouette hin. Ja, in der Tat: die Besoldungspolitik bei Dexia müsse doch noch einmal überdacht werden, schloss er sich plötzlich dem französischen Kollegen an.
Darauf angesprochen erklärte Geens in der VRT, dass er nur eins im Sinn habe: Er wolle den Dexia-Geschäftsführer Karel De Boeck um jeden Preis halten. De Boeck sei zwar nicht unersetzlich, aber doch im Moment unverzichtbar. Und er habe eben zunächst sicherstellen wollen, dass De Boeck damit leben kann, wenn man die Gehaltserhöhung seiner Direktoren noch einmal überdenkt. Geens wollte also erst sicher sein, dass Dexia-Chef De Boeck einverstanden ist, bevor er die Gehälter der Direktoren noch einmal unter die Lupe nehmen lässt, begründet der zurückrudernde Finanzminister seine Kehrtwende.
Einlenken bei Dexia?
Wie sich jetzt zeigt, kann De Boeck vielleicht damit leben, er denkt dennoch nicht daran, einzulenken. In der Zeitung De Standaard macht der Dexia-Chef klar, dass er weiter die Bezüge der besagten drei Direktoren aufbessern wolle. Man werde in diesem Zusammenhang nach kreativen Lösungen suchen. Und noch etwas, unterstreicht De Boeck in der Zeitung: "Wir haben nie einen Aufschlag von 30 Prozent gewährt, wir sind doch nicht verrückt!".
In den nächsten Tagen sollen Geens und De Boeck zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Siehe auch: "Dexia will weiter Direktoren-Bezüge anheben"
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)