Der Wahlkampf in Belgien hat definitiv begonnen: Wer es nicht bemerkt hatte, ist am Wochenende eines Besseren belehrt worden.
Als Erster stieg Bart De Wever in den Ring. Bei Neujahrsempfang der N-VA am Samstag in Gent sprach der Nationalistenchef von einer richtungsweisenden Abstimmung, die bevorsteht. "Die Flamen haben die Wahl: Entweder das PS-Modell oder das N-VA-Modell".
Die PS führe eine asoziale Politik, sagte De Wever und machte die französischsprachigen Sozialisten verantwortlich für alle Probleme des Landes: für die hohen Lohnkosten, die Staatsschuld, die niedrigen Renten, die Arbeitslosigkeit und sogar für die Rekordzahl von Firmenpleiten.
Runde 2 am Sonntagmorgen im VRT-Fernsehen. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters ( CD&V) schlägt zurück. Sauer antwortet er De Wever: "In Flandern gibt es gar keine PS. Die Wahl zwischen dem N-VA-Modell und dem der PS können die Flamen also gar nicht treffen."
Er finde es schon merkwürdig, sagt Peeters, dass die Debatte auf PS und N-VA reduziert würde. Gott sei Dank könne die PS nämlich gar nicht entscheiden, wie in Flandern Politik gemacht und die Unternehmen unterstützt werden.
Runde 3: Die flämischen Christdemokraten erhalten Schützenhilfe von den Liberalen. "Wenn De Wever gerne gegen die PS kämpfen will, dann muss er in die Wallonie ziehen", sagt Gwendolyn Rutten, die Vorsitzende der Open VLD. Rutten spricht von einem Scheingefecht. De Wever sei auf damit auf dem besten Wege, das Land wieder während 541 Tagen zu blockieren.
"Ein besseres Belgien"
Guy Verhofstadt von der Open VLD hat am Wochenende sein neues Buch "Ein besseres Belgien" vorgestellt. Darin nimmt er zusammen mit Experten das N-VA-Modell aufs Korn. Der Konföderalismus, den die Nationalisten einführen wollen, sei die Vorstufe zum Separatismus und werde nur für noch mehr Probleme sorgen. Belgien brauche stattdessen mehr Zusammenarbeit, ein föderales Modell also.
Runde 4 dann am Sonntag in La Louvière: der Neujahrsempfang der französischsprachigen Liberalen. Genau wie die N-VA würde auch die MR die PS am liebsten in die Opposition verbannen. MR-Chef Charles Michel spricht von einer allmächtigen Dominanz der Sozialisten in der Wallonie und Brüssel - und das seit 25 Jahren.
"Ich war zwölf, als die PS an die Macht kam", sagt Michel. "Das ist mehr als ein Vierteljahrhundert her. Wenn die PS wirklich Lösungen für unsere Probleme hätte, dann hätten wir das schon längst bemerkt." Im Süden des Landes hätten die Menschen tatsächlich die Wahl - zwischen dem PS-Modell und dem der MR.
Außenminister Didier Reynders (MR) hat am Montagmorgen im VRT-Radio noch einen draufgelegt. Weil vergangene Woche Premierminister Elio Di Rupo von der PS in einer Unterhaltungssendung im RTBF-Fernsehen zu Gast war, vergleicht er den Sender mit Nordkorea. "In der Wallonie ist es so wie in Nordkorea. Da gibt es nur eine Partei, einen Anführer."
In Flandern gehören solche Gastauftritte von Politikern in Unterhaltungssendungen längst dazu. Nur würden da auch alle drankommen, nicht nur ein bestimmter Mensch aus einer bestimmten Partei, sagt Reynders.
Fünfte und letzte Runde: PS-Neujahrsempfang am Sonntag in Brüssel. Alle anderen Parteien haben ihre Giftpfeile auf die französischsprachigen Sozialisten abgefeuert - die bleiben erst mal gelassen. "Es ist doch immer dieselbe Leier", sagt PS-Präsident Paul Magnette. Schon 2007 hätten MR und N-VA gesagt: "Wir werfen die PS raus und dann wird alles besser."
Vizepremierministerin Laurette Onkelinx spracht von kindischen Attacken seitens der N-VA. "Sollen sie doch alleine in ihrem Sandkasten spielen."
Der Wahlkampf verspricht heiß zu werden. Die beiden stärksten Parteien N-VA und PS: ziemlich beste Feinde und die nächste Runde kommt bestimmt.
Bild: