Paul De Grauwe ist ein angesehener Wirtschaftsprofessor, lehrte jahrelang an der Katholischen Universität Löwen und aktuell an der London School of Economics.
In seinem neuen Buch „Ein besseres Belgien“ schreibt De Grauwe, dass die verschiedenen Staatsreformen der letzten Jahrzehnte Flandern kein zusätzliches Wirtschaftswachstum beschert haben. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise liegt das Wirtschaftswachstum in der Wallonie sogar höher als im Norden des Landes.
Die erstaunliche Schlussfolgerung von De Grauwe: Die vielen neuen Zuständigkeiten haben wirtschaftlich gesehen keinen Vorteil gebracht.
Diese These dürfte in Flandern wie eine Bombe einschlagen. Vor allem bei den Nationalisten. Und für die hält De Grauwe gleich noch ein Argument bereit: Wer glaubt, dass man noch mehr Mittel und Zuständigkeiten braucht, der irrt. Die Vergangenheit habe gezeigt: Schon jetzt verfüge Flandern über die nötigen Hebel. Trotzdem habe es keinen Aufschwung gegeben.
Die Vorstellung, dass die regionalen Zuständigkeiten eine neue Wirtschaftsdynamik im Norden des Landes auslösen würden, sei ein Trugschluss - sagt De Grauwe. Der Leitspruch der flämischen Nationalisten "Was wir selber tun, tun wir besser" muss nach Ansicht des liberalen Professors grundlegend überdacht werden.
Professor Wim Moesen - ein anderer Experte in Sachen Staatsfinanzen - erklärt zwar, dass Belgien durch die vielen Staatsreformen nicht unbedingt effizienter und einfacher geworden ist. Daraus aber einen kausalen Zusammenhang in Sachen Wirtschaft zu ziehen, hält er für überzogen. So oder so: Das Thema dürfte für reichlich Diskussionsstoff sorgen.
Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA
Der Mann hat recht. Wie sollte auch eine Verwaltungsreform mehr Wachstum bewirken ? Die Menschen bleiben die gleichen. Auch deren Mentalitäten und Gewohnheiten.