Flandern, die Französische und die Deutschsprachige Gemeinschaft wollen sich in Bildungsfragen regelmäßig austauschen und voneinander lernen. Die drei Unterrichtsminister Pascal Smet, Marie-Martine Schyns und Oliver Paasch unterzeichneten am Dienstag im königlichen Palast in Brüssel in Anwesenheit von König Philippe ein Zusammenarbeitsabkommen.
Der König freut sich über die Zusammenarbeit der drei Gemeinschaften - vor allem, weil es die Bildung betrifft. Genauso wie Jugend und Beschäftigung ein Thema, das König Philippe nach eigener Aussage sehr am Herzen liegt.
Belgien bekommt eine feste Unterrichtsministerkonferenz, die mindestens zwei Mal im Jahr tagt. Die Vorteile liegen auf der Hand, sagt DG-Bildungsminister Oliver Paasch, "weil wir ein großes Interesse daran haben, in Belgien voneinander zu lernen und zum Beispiel bei der Förderung der Mehrsprachigkeit zusammenzuarbeiten." Das erste Treffen dieser Art findet Mitte Februar in Eupen statt.
"Ich habe immer bedauert, dass das nicht möglich war", so Paasch. "Wir haben bilateral sehr viel mit Flandern zusammengearbeitet und auch mit der Französischen Gemeinschaft, aber ganz selten nur zu dritt. Und ab dem heutigen Tag werden wir uns permanent nicht nur treffen, sondern auch ganz konkret zusammenarbeiten."
Austausch von Sprachenlehrern
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Austausch von Fremdsprachenlehrern. Spätestens ab dem Schuljahr 2015 soll es möglich sein, dass der Französischunterricht in Flandern oder Ostbelgien von einem Lehrer aus der Wallonie erteilt wird und umgekehrt- ohne Schwierigkeiten jeglicher Art. Der Austausch wird zentral verwaltet, das Gehalt des Lehrers bleibt gleich und die Dienstjahre werden weiter angerechnet.
"Der Austausch wird für die Lehrer besonders attraktiv, weil alle Hürden aus dem Weg geräumt wurden", sagt Marie-Martine Schyns, die Unterrichtsministerin der Französischen Gemeinschaft. Es gebe keine Abstriche beim Gehalt oder den Dienstjahren.
Seine Stärken sollte man belgienweit nutzen und einsetzen, findet auch der flämische Bildungsminister Pascal Smet. Deswegen freut er sich, dass schon bald mehr Muttersprachler Französisch- und Deutschunterricht in Flandern geben werden. "Wir merken seit einiger Zeit, dass selbst einige Lehrer in Flandern Schwierigkeiten in Französisch haben", sagt Smet. "Dadurch sinkt die Unterrichtsqualität. Viel besser ist es da, wenn man Muttersprachler aus den anderen Gemeinschaften des Landes einsetzen kann."
Die Französische Gemeinschaft und Flandern haben großes Interesse bekundet am ostbelgischen Modell der dualen Ausbildung - Berufsschule und gleichzeitig Ausbildung im Betrieb. "Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist uns in Sachen duale Ausbildung einen Schritt voraus", sagt Smet. "Das Modell wollen wir auch in Flandern einführen."
Die drei Unterrichtsminister werden aber auch über andere Themen beraten: über die Reform des Bildungswesens, die gegenseitige Anerkennung von Diplomen und die gesamtbelgische Position in EU-Fragen. Bereits am Dienstag wurde klargestellt: Am System der einheitlichen Schulferien wird nicht gerüttelt.
Bild: Alain Kniebs/BRF