"Ein Taucher, der nicht taucht, taucht nichts". Ob das Zitat nun von Kurt Tucholsky oder Heinz Erhard stammt, Michel De Samblanx hätte den Spruch jedenfalls glatt in den Mund nehmen können, um seinen Rücktritt zu begründen.
Michel De Samblanx war bislang der Vorsitzende des so genannten Audit-Komitees für den Öffentlichen Dienst. Das Audit-Komitee besteht aus sieben Experten, die sich in der Privatwirtschaft oder in der akademischen Welt die nötigen Fachkenntnisse angeeignet haben, und wacht über die 22 Föderalen Öffentlichen Dienste, ist allerdings ein rein beratendes Gremium.
Kernstück der Empfehlungen ist der Aspekt Kontrolle. Die Föderalen Öffentlichen Dienste sollen sich regelmäßig einem Audit unterziehen. Es geht hier um zentrale Fragen: Funktionieren die Dienste optimal? Werden keine Steuergelder verschwendet? Ist die Qualität der Dienstleistung zufriedenstellend?
Das Problem: Einige Leiter von Ministerien lassen sich wohl nicht so gerne in die Karten schauen. Wenn überhaupt, dann erteilen sie eher halbherzig der Verwaltung den Auftrag, ein internes Audit durchzuführen. "Und das verläuft dann schließlich im Sande", beklagt Michel De Samblanx in der RTBF. Einige Chefs von Öffentlichen Diensten weigerten sich mit Händen und Füßen, ihre Behörde einmal von externen Prüfern durchleuchten zu lassen.
"Und ein internes Audit, welchen Wert hat das schon?", erklärte Michel De Samblanx auch in seinem Rücktrittsschreiben, das die Zeitung De Tijd auf ihrer Internet-Seite abdruckte. Hier würden häufig sogar Grundprinzipien eines Rechtstaates missachtet: Wenn ein interner Prüfer seinem eigenen Management Bericht erstatten müsse, dann sei da der Chef doch Richter und Partei. Wenn überhaupt, dann müsste ein internes Audit also vor eine unabhängige Instanz getragen werden, also etwa vor das Föderale Audit-Komitee. Das allerdings blieb auch nicht mehr als ein frommer Wunsch.
Resultat: Michel de Samblanx und seine Mitstreiter waren nicht viel mehr als Prediger in der Wüste. Genau darüber hat sich De Samblanx nach eigenen Worten mehrmals sogar bei Premierminister Elio Di Rupo beklagt - ohne Erfolg. Nach vier Jahren an der Spitze des Audit-Komitees hat Michel De Samblanx, ausgewiesener Experte in dieser Materie, jetzt also genug. Er habe am Ende keinen anderen Ausweg gesehen als zurückzutreten - auch um ein Zeichen zu setzen, in der Hoffnung, dass sich jetzt doch noch was bewegt.
"Und sie bewegt sich doch", scheint ihm der zuständige Staatssekretär Hendrik Bogaert zu erwidern. Die Regierung habe gerade erst neue Dispositionen für die 22 Föderalen Öffentlichen Dienste verabschiedet. "Sie werden dazu verpflichtet, sich regelmäßig einer Prüfung zu unterziehen. Und wir wollen dabei auch verstärkt die Dienste gruppiert betrachten, um uns ein Gesamtbild zu verschaffen - insofern geht die Regierung in die Richtung, die Samblanx vorschwebt", so Bogaert. Und wenn es auch immer noch teilweise interne Prüfungen sind - dadurch, dass man den Rahmen breiter fasse, vermeide man die klassische Betriebsblindheit.
Michel De Samblanx hatte da aber schon seinen Rücktritt eingereicht. Ersetzt wird er von der bisherigen Nummer 2, Philippe Decre. De Samblanx kann sich jetzt wieder seinem eigentlichen Job zuwenden. Er ist Professor an den Unis von Antwerpen und Namur, unterrichtet unter anderem im Fach "interne Kontrolle".
Bild: Pax Christi (belga)