Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur möchte die Fußgängerzone zwischen Grand’Place und Oper im Herzen der Stadt deutlich erweitern - um den Boulevard Anspach zwischen Place De Brouckère und Börse, wo auch im letzten Sommer Anwohner mit Sitzblockaden für eine Innenstadt mit deutlich weniger Autos protestiert hatten.
"In Paris, Berlin und Madrid sind große Alleen bereits zu Fußgängerzonen umgewandelt worden. Mit Erfolg. Warum sollte das in Brüssel nicht funktionieren?", fragt Mayeur. Konkret sehen die Pläne so aus: Der Boulevard Anspach soll zwischen dem Place De Brouckère und der Börse auf einer Länge von knapp 500 Metern autofrei werden.
Doch die Gegner laufen bereits Sturm. Der Automobilclub Touring befürchtet Nachteile für die Autofahrer, und auch einige Geschäftsleute bangen um ihre Kundschaft. Andere Händler - vor allem die Restaurants und Cafés - sind von der Idee dagegen angetan. Ähnliches Bild bei den Passanten: Manche sind dafür, einige dagegen.
Das größte Problem dürfte eine Umleitung sein. Denn der Boulevard verbindet den Norden und Süden der Hauptstadt, hat deshalb auch viel Durchgangsverkehr aufzuweisen. Außerdem befürchtet der Einzelhandelsverband, die Innenstadt könnte durch weniger Autos an Zugänglichkeit verlieren. Außerhalb der Innenstadt sollen in den nächsten Jahren drei Einkaufszentren entstehen, auch davor haben einige Händler im Zentrum Angst.
Yvan Mayeur ist aber fest entschlossen, das Vorhaben durchzuziehen. Bis zum Ende des Monats soll das Stadtkollegium eine endgültige Entscheidung fällen, 2015 sollen die Arbeiten beginnen. Ob das zeitlich hinhaut, ist allerdings fraglich.
Der autofreie Boulevard mitten in Brüssel ist für einige heute noch unvorstellbar. Das war die autofreie Grand’Place in den 1960er Jahren übrigens auch. Damals wurde die weltberühmte Kulisse nämlich als Parkplatz genutzt. Heute undenkbar.
Illustrationsbild: Bruno Fahy (belga)