Zum ersten Mal seit Ausbruch der Krise blickt die Mehrzahl der Unternehmen in Belgien wieder positiv in die Zukunft. 53 Prozent der Firmenchefs gehen - laut der jüngsten Umfrage des Unternehmerverbands FEB - davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage im nächsten Halbjahr verbessern wird. Zum Vergleich: Vor sechs Monaten lag der Wert noch bei mageren fünf Prozent.
"Die Mehrzahl der Unternehmen ist zwar positiv eingestellt, gleichzeitig rufen die Unternehmen aber zur Vorsicht auf", erklärt Geert Vancronenburg, Chefökonom bei der FEB.
Für die FEB ist der Aufschwung in Belgien alles andere als nachhaltig. Wichtige Basisindikatoren der Wirtschaft seien noch nicht wieder ins Lot zurückgekehrt, wie zum Beispiel die seit zehn Jahren negative Handelsbilanz. Konkret bedeutet das: Wir importieren mehr als wir exportieren. "Für die Wirtschaft wäre aber genau das Gegenteil besser", sagt Pieter Timmermanns, Geschäftsführer der FEB.
Denn Handelsüberschüsse schaffen Wohlstand, besonders in einem kleinen und offenen Wirtschaftsraum wie Belgien. Problematisch sei aber das belgische Lohnhandicap. Durch die hohen Steuern sei die Arbeit bis zu 16 Prozent teurer als in den Nachbarländern. Dadurch büßen die belgischen Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit ein und verlieren Marktanteile.
Doch nicht nur die hohen Lohnkosten spielen eine Rolle, auch andere Faktoren sorgen dafür, dass die Wettbewerbsfähigkeit leidet. "Die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe werden zunehmend zum Problem, sowie fehlende Planungssicherheit und ein hoher Steuerdruck", sagt Vancronenburg.
Im kommenden Jahr rechnen Experten mit einem Wachstum von einem Prozent in Belgien. Damit sich das in den kommenden Jahren nachhaltig verbessert, ruft der Unternehmerverband dazu auf, über den europäischen Tellerrand hinauszuschauen und in die ganze Welt zu exportieren. "Dorthin, wo die Wirtschaft noch wächst, wie in Asien oder Südamerika", schlägt Timmermans vor.
Der FEB-Geschäftsführer hofft auch, dass der Föderalstaat und die Regionen und Gemeinschaften eng zusammenarbeiten, um der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen. "Wenn beim Wirtschafts- und Beschäftigungspakt in Belgien alle Ebenen an einem Strang ziehen, das wird das durch die Unternehmen als vertrauensvolles Zeichen interpretiert werden", so Timmermans.
Archivbild: Laurie Dieffembacq (belga)