Sturmtief "Xaver" hat mittlerweile auch die belgische Küste voll im Griff. In Seebrügge sind bereits Böen mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern gemessen worden.
In der Provinz Westflandern sind alle Rettungskräfte in Alarmbereitschaft versetzt worden. Auch der Zivilschutz steht bereit. Die Behörden fürchten vor allem eine mögliche Sturmflut und hohe Wasserstände, die zu Überschwemmungen führen könnten.
Im Küstenort Bredene wurdet ein ganzer Stadtteil evakuiert. Die 2.000 Einwohner des Sas-Viertels wurden gebeten, ihre Häuser zu verlassen, und die Nacht bei Freunden und Verwandten zu verbringen oder im Krisenzentrum, das die Kommune in einer Sporthalle eingerichtet hat.
Der Grund: Möglicherweise könnte ein Deich brechen. Der Ortsteil ist nicht durch einen verstärkten Deich geschützt und droht, überflutet zu werden. Schöffe Eddy Gryson betonte aber, dass es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme handelt.
Auch anderenorts sind die Behörden in Alarmbereitschaft. Entlang der Küste wurden 15.000 Sandsäcke und zahlreiche Schutzwände aufgestellt. Besonders bedroht sind neben Bredene noch Ostende, Nieuwpoort und Zeebrugge. Einige Straßen entlang der Küste wurden gesperrt sowie die meisten Strandpromenaden.
Nicht nur an der Küste bereitet man sich auf Sturmtief "Xaver" vor. In und um den Seehafen von Antwerpen wurden ebenfalls umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen. Auch die Bahn und Schienennetzbetreiber Infrabel beobachten die Lage ganz genau.
Hintergrund: Springtide - Springflut
Auf die belgische Küste trifft Sturmtief "Xaver" in abgeschwächter Form. Nicht die Windgeschwindigkeiten sind hierzulande Grund zur Sorge, sondern die mögliche Sturmflut gepaart mit historisch hohen Wasserständen. Grund dafür ist die sogenannte Springflut oder, fachlich, korrekt "Springtide": dann herrscht eine besonders strake Gravitation.
Sonne, Mond und Erde stehen exakt auf einer Geraden. Das sorgt für höhere Wasserstände - also stärkere Ebbe- und Flutbewegungen. Allerdings kommt jetzt noch "Xaver" dazu. Mit starkem Nordwestwind, der direkt vom Meer auf die Küste zusteuert, was Wellen von mehr als fünf Metern und einen Wasserstand von deutlich über sechs Metern mit sich bringen kann.
Das letzte Mal war das bei der Sturmflut von 1953 der Fall. Die hat entlang der belgischen Küste viel Schaden angerichtet. 22 Menschen kamen damals ums Leben. Die durch "Xaver" ausgelöste Springflut könnte noch bis Freitag andauern. Bis dahin bleibt die Lage kritisch.
Bild: Kurt Desplenter (belga)